Gold ist seit 6000 Jahren Währung und funktioniert ohne Notenbanken und staatliche Regulation. Gold ist daher die beste "Kryptowährung", besser als Bitcoin. Dennoch ist Gold aktuell out. Die Nachfrage ist auf 10-Jahrestief gesunken. Gerade deshalb interessant?
Von Sven Weisenhaus
Es sieht weiterhin nicht gut aus für den Goldpreis. Denn inzwischen wurde der bearishe Bruch einer Aufwärtstrendlinie, über den ich bereits in der Börse-Intern vom 11. Mai berichtet habe, klar bestätigt.
Der Goldpreis setzte von unten an die Trendlinie zurück und nahm dann wieder dynamisch die Abwärtsbewegung auf (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). - Wir haben es dadurch mit einer mustergültigen Bestätigung des bearishen Trendbruchs zu tun.
Doch damit nicht genug. Denn mit den erneuten Kursverlusten wurde auch noch die mehrmonatige Seitwärtsbewegung (oranges Rechteck) nach unten aufgelöst. Entsprechend bearish ist derzeit das kurzfristige Chartbild.
Die Gründe für die Kursschwäche
Begründet werden kann dies weiterhin mit der Stärke des US-Dollars und dessen negativer Korrelation zum Goldpreis (siehe auch Börse-Intern vom 11. Mai). Die aktuelle Kursentwicklung des Goldpreises hängt also weiterhin sehr stark an der Wechselkursentwicklung des US-Dollar.
Aber es gibt auch von fundamentaler Seite Druck auf den Goldpreis. So kam es erneut zu einer Nachfrageschwäche. Laut Erhebungen des World Gold Council fiel die Goldnachfrage im 1. Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 % auf 973,5 Tonnen. Es ist damit das schwächste 1. Quartal seit zehn Jahren.
Der Hauptgrund dafür war eine schwächere Investmentnachfrage nach Goldbarren und Münzen sowie durch Gold-ETFs, die insgesamt um 27 % geringer ausfiel als im Vorjahresquartal. Die Nachfrage nach Schmuck war derweil mit 487,7 Tonnen (t) relativ konstant (-1 %).
Und die Zentralbanken weiteten ihre Käufe sogar um 42 % auf 116,5 t aus und die Nachfrage aus dem Technologiesektor setzte ihren jüngsten Aufwärtstrend fort und stieg um 4% auf 82,1 t. Doch deren beiden Anteile an der Gesamtnachfrage sind viel zu gering, um den Rückgang der Investmentnachfrage auszugleichen.
(Quelle: World Gold Council)
Zudem stieg das Angebot an Gold weiter an - im Vergleich zum 1. Quartal 2017 um 3% auf 1.063,5 t, woran die Minenproduktion einen Anteil an 770 t hatte.
(Quelle: World Gold Council)
Und dadurch weitete sich das Überangebot an Gold noch einmal aus - auf 90 Tonnen bzw. 9,2 %, nach 8 % im Gesamtjahr 2017 (siehe Börse-Intern vom 19. April).
Große Seitwärtsrange setzt sich fort
Ich gehe weiterhin davon aus, dass der Goldpreis auch in Zukunft keine großen Chancen auf steigende Notierungen hat. Denn die Zinsen werden auf absehbare Zeit weiter ansteigen. Und wie in den beiden vorangegangenen Gold-Analysen vom 19. April und 11. Mai bereits wiederholt geschrieben, steigen dadurch die Opportunitätskosten für Gold-Anleger. Gold wird gegenüber festverzinslichen Anlagen also immer unattraktiver. Die Entwicklung der Nachfrage bestätigt diese Einschätzung derzeit recht eindeutig.
Die Wahrscheinlichkeit ist also weiterhin sehr hoch, dass sich die erwartete Seitwärtsbewegung des Goldpreises zwischen ca. 1.400 und 1.050 USD fortsetzt (gelber Bereich im Chart oben). Dazwischen könnte sich im Bereich von 1.235 USD eine Unterstützung finden, weil dort die nächste Aufwärtstrendlinie verläuft und Ende 2017 auf diesem Niveau ein markantes Tief markiert wurde.