Seehofer mahnt zur Fairness im Umgang mit Hoeneß und kritisiert Merkel / CSU offen für Begrenzung der Selbstanzeige.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat vor vorschnellen Urteilen bei der Steueraffäre um Uli Hoeneß gewarnt. „Es darf nichts unter den Tisch gekehrt werden, aber wir dürfen auch niemanden vorschnell als Menschen fertigmachen“, sagte Seeho- fer dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Seehofer kritisierte Kanzlerin Angela Merkel, die sich vergangene Woche von Hoeneß enttäuscht gezeigt hatte. „Es geht um ein rechtsstaatlich einwandfreies Verfahren, aber ein wenig Stil und Format gehören dazu“, mahnte Seehofer. „Da hat jeder seine eigene Maxime, und das ist auch richtig so. Ich folge der Bibel, wonach jeder den anderen so behandeln sollte, wie er selbst behandelt werden möchte.“
Seehofer betonte, dass er mit Hoeneß nur noch zweimal zu tun gehabt habe, seitdem er Ende Januar durch Finanzminister Markus Söder von Hoeneß’ Selbstanzeige erfah- ren habe. „Vor ein paar Wochen traf ich ihn bei Münchens Bewerbung für die Fußball-Europameisterschaft 2020. Später hat er mich telefonisch zur Meisterfeier im Mai eingeladen“, so Seehofer. „Über die Steuervorwürfe haben wir nicht gesprochen. Und zwar zu keiner Zeit auch nur eine Silbe.“
Trotz Hoeneß’ Selbstanzeige plädierte Seehofer dafür, bei dem gescheiterten deutsch- schweizerischen Steuerabkommen einen neuen Anlauf zu unternehmen. „Dann kommt Geld in die öffentlichen Kassen, mit dem wir etwas für soziale Belange in unserem Land unternehmen können“, so Seehofer. Der CSU-Chef zeigte sich zudem bereit, die Möglichkeit zur strafbefreienden Selbstanzeige bei schweren Fällen einzuschränken. „Wir sollten die strafbefreiende Selbstanzeige nicht abschaffen, wir sollten sie auf bestimmte, kleinere Fälle begrenzen“, so Seehofer. „Wenn es dagegen um mafiöse Struk- turen geht, wenn viel Geld und kriminelle Energie im Spiel sind, wäre Milde völlig unan- gebracht. Gegen solche Straftäter muss der Staat mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgehen.“
Seehofer verteidigte Bayern vor der Kritik, das Land sei zu lax im Umgang mit Steuersündern und habe zu wenige Steuerfahnder. „Darauf haben wir längst reagiert. Finanzminister Markus Söder hat die Zahl der Steuerfahnder erhöht und für besonders schwere Fälle ein Steuer-FBI gebildet“, sagte Seehofer.
Audi geht auf Distanz
Mit Audi geht ein Anteilseigner der FC Bayern München AG auf Distanz zu Steuersünder Uli Hoeneß.
Auf Anfrage von BILD am SONNTAG ließ Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler über einen Sprecher mitteilen: "Audi ist der Überzeugung, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur sichergestellt werden kann, wenn Regeln und Normen konsequent befolgt werden. Wir stehen für ein achtbares, ehrliches und regelkonformes Verhalten im Geschäftsalltag."
Stadler, der zugleich Stellvertreter von Hoeneß im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG ist, erklärte weiter, dass Audi "Vorgänge rund um die Person Uli Hoeneß mit Blick auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht kommentieren" wollte.
Der Ingolstädter Autohersteller, der zum Volkswagen-Konzern gehört, ist mit 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG beteiligt.