Ackermann wendet sich gegen überzogene Bankenregulierung. Deutsche-Bank-Chef mahnt Strukturreformen im Finanzsektor an, nennt Beschränkung der Bankengröße aber einen „Irrweg“.
[Börsen-Zeitung] In seinem Beitrag für eine neue BZ-Serie über den Finanzplatz Frankfurt hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Augenmaß bei der Bankenregulierung eingefordert. Gerade Deutschland müsse besonders darauf achten, Wettbewerbsnachteile für die heimischen Institute zu vermeiden. Es fehle dem Land ein seiner Bedeutung als Wirtschaftsnation entsprechend starker Bankensektor: „In der Industrie ist Deutschland absolute Weltklasse, in der Finanzbranche nicht einmal mehr europäische Spitzenklasse“, beklagt er.
Ackermann nennt daher Vorschläge, die Größe von Banken zu beschränken, „alles andere als förderlich“ in einer Welt, in der die Wettbewerber immer größer und stärker würden. Das Problem heiße nicht „too big to fail“. Es gelte vielmehr, die Verflechtung im Finanzsektor zu reduzieren, damit auch große Institute abgewickelt werden könnten. Ackermann spricht sich auch gegen nationale Alleingänge bei der Bankenregulierung aus.
Der Deutsche-Bank-Chef bezeichnet die konzeptionelle Gesamtstruktur der Regulierungsagenda für die Finanzbranche zwar als sinnvoll. Es dürfe aber nicht übersehen werden, dass die Maßnahmen in der Summe die Profitabilität der Branche spürbar reduzierten. Ackermann lobte die Initiativen zur Förderung des Finanzplatzes, aber auch in dieser Hinsicht macht er erhebliche Defizite aus: „Das Kardinalproblem des Bankenstandorts Deutschland, seine Struktur, scheint tabu zu sein.“
Die Finanzkrise habe die strukturelle Schwäche des deutschen Bankensektors offengelegt. Mangels tragfähiger Geschäftsmodelle und eines gesunden Heimatmarktes habe sich eine Reihe von Instituten außerhalb ihres Fachgebiets und Heimatmarktes engagiert und übernommen.