Die Preise für Lebensmittel werden 2013 in Deutschland weiter steigen: Stark anziehende Nachfrage aus China oder Indien, schlechte Ernten in vielen Teilen der Welt und immer höhere Energiekosten werden dafür sorgen, dass die Deutschen im neuen Jahr abermals mehr für ihre Nahrungsmittel ausgeben müssen, wie die "Welt" unter Berufung auf eine Umfrage unter Branchenexperten berichtet.
Allerdings wird der harte Preiskampf zwischen den Supermarktketten und Discountern die Teuerung wie schon in den vergangenen Jahren bremsen. So dürfte sich der Preisanstieg maximal im Rahmen der Inflation bewegen. In den vergangenen Jahren waren die Lebensmittelpreise in der Regel weniger stark gestiegen als die Inflation. „Die Chancen stehen gut, dass das auch 2013 so sein wird“, sagte Martin Sonnenschein, Partner und Managing Director Central Europe des Beratungsunternehmens A.T. Kearney, der „Welt“.
Sabine Eichner, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) sagte: „Ich sehe keinen Grund für Alarmmeldungen für die Verbraucher. Preisanstiege für Lebensmittel im Rahmen der allgemeinen Teuerung scheinen derzeit sehr wahrscheinlich.“ Die Rohstoffexperten des Kölner Beratungsunternehmens Inverto glauben: „Die Preise werden steigen, aber der Anstieg wird nicht dramatisch ausfallen. Dafür wird diese Entwicklung über Jahre anhalten und je nach Nahrungsmittel sehr unterschiedlich ausfallen.“ Einzelhändler halten sich mit Prognosen über den Preisanstieg derzeit noch zurück.
Grund für den gedämpften Anstieg der Supermarktpreise in Deutschland ist vor allem der harte Wettbewerb in der Branche hierzulande. „Um es vorsichtig auszudrücken: Die Handelsketten sind sehr zurückhaltend, wenn Lieferanten gestiegene Rohstoffpreise weitergeben wollen. Es ist sehr schwierig, die objektiv notwendigen Preiserhöhungen bei den Händlern durchzusetzen. Und oft ist es sogar unmöglich“, sagt Hersteller-Lobbyistin Eichner. „Der Druck auf die kleineren Händler ist enorm.“
Bei mittelgroßen Herstellern heißt es, Handelsketten weigerten sich schlichtweg, drastische Rohstoffpreisanstiege von 20, 30 oder gar 40 Prozent zur Kenntnis zu nehmen. „Die sagen einfach: Wenn Sie unseren Preis nicht akzeptieren, bestellen wir bei einem anderen Händler. Dabei spielt es inzwischen keine Rolle mehr, wenn Sie diesen Händler schon seit Jahrzehnten beliefern“, hieß es aus der Branche gegenüber der „Welt“. Die aktuell niedrigen Preise würden die Kunden künftig mit einem Verlust an Auswahl bezahlen müssen, weil viele kleinere Hersteller wegen des Preisdrucks vom Markt verschwinden würden, warnen die Mittelständler.