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FIFA: FBI hatte US-Delegierten umgedreht

Wie wir gestern berichteten, fordert die US-Justiz die Auslieferung von 7 gestern in der Schweiz verhafteten FIFA-Funktionären. Die umfassenden Ermittlungen des FBI kamen ...

Von Claudio Kummerfeld

Wie wir gestern berichteten, fordert die US-Justiz die Auslieferung von 7 gestern in der Schweiz verhafteten FIFA-Funktionären. Die umfassenden Ermittlungen des FBI kamen überhaupt erst ins Rollen, weil man ein US-Delegierten der FIFA umdrehen konnte…

 

Ein FIFA-Mann brachte alles ins Rollen

Wie kam die US-Justiz an konkrete Informationen über kriminelle Machenschaften? Man ging vor als würde man gegen die Mafia oder milliardenschwere Finanzbetrüger an der Wall Street ermitteln. Man suchte sich einen Insider, über dessen Kopf bereits eine hohe Gefängnisstrafe schwebt, und bot ihm einen Deal an. Diesen Jemand fand das FBI in der Person “Chuck Blazer“.

 

Der 70jährige und inzwischen an Krebs erkrankte Ex-Funktionär der FIFA hatte jahrelang Schmiergelder für Vermarktungsrechte uvm auf seine schwarze Kasse auf den Cayman Islands fließen lassen, bis das FBI ihm auf die Schliche kam. Allein seine Steuerschulden auf dieses Schwarzgeld sollen zwischen 10-20 Millionen Dollar betragen. Um einer langen Haftstrafe zu entgehen, ließ er sich bereits 2012 vom FBI umdrehen und wurde zum Kronzeugen bzw. Informanten. Er vereinbarte Treffen mit alten FIFA-Weggefährten und trug dabei in Uhren und Armbändern versteckte Mikrofone, die den FBI-Ermittlern Einblicke in die Struktur der FIFA-Machenschaften boten.

 

Auf diese Einblicke konnte man seine Ermittlungen aufbauen. Über seine Rolle als Informant berichtete die “New York Daily News” bereits im November 2014 ausführlich, aber so richtig nahm niemand davon Notiz, da bis jetzt nichts passierte. Aber von heutiger Sicht aus kann man sagen: es dauert halt einige Monate, bis solch komplizierte Ermittlungen zu einem Ergebnis führen.

 

Keiner tat was, bis die Amis kamen

Weil der Geldfluss teilweise auch über US-Banken lief und der Fußballverband für Mittel- und Nordamerika, in dem auch die USA Mitglied sind, auch von Korruption und Geldwäsche betroffen war, fühlen sich die USA zuständig. Laut US-Justizministerium erwarten die 7 Angeklagten, von denen 6 nicht an die USA ausgeliefert werden wollen, Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Hier ein Auszug aus dem gestrigen Statement des US-Justizministeriums:

“The indictment alleges that, between 1991 and the present, the defendants and their co-conspirators corrupted the enterprise by engaging in various criminal activities, including fraud, bribery and money laundering. Two generations of soccer officials abused their positions of trust for personal gain, frequently through an alliance with unscrupulous sports marketing executives who shut out competitors and kept highly lucrative contracts for themselves through the systematic payment of bribes and kickbacks. All told, the soccer officials are charged with conspiring to solicit and receive well over $150 million in bribes and kickbacks in exchange for their official support of the sports marketing executives who agreed to make the unlawful payments. Most of the schemes alleged in the indictment relate to the solicitation and receipt of bribes and kickbacks by soccer officials from sports marketing executives in connection with the commercialization of the media and marketing rights associated with various soccer matches and tournaments, including FIFA World Cup qualifiers in the CONCACAF region, the CONCACAF Gold Cup, the CONCACAF Champions League, the jointly organized CONMEBOL/CONCACAF Copa América Centenario, the CONMEBOL Copa América, the CONMEBOL Copa Libertadores and the Copa do Brasil, which is organized by the Brazilian national soccer federation (CBF). Other alleged schemes relate to the payment and receipt of bribes and kickbacks in connection with the sponsorship of CBF by a major U.S. sportswear company, the selection of the host country for the 2010 World Cup and the 2011 FIFA presidential election.”

Wir haben es gestern geschrieben und wiederholen es heute: die USA selbst haben fast nichts mit der Korruption rund um die FIFA zu tun – wenn schon, dann eher die Schweiz. Alle jammern über die angebliche Korruption, aber niemand tat bisher etwas. Nur das anscheinend energische und engagierte Auftreten der US-Ermittler bringt endlich Leben in den FIFA-Sumpf.

 

Traurig, wenn man gestern unseren deutschen Justizminister (wie heißt er eigentlich?) vor der Kamera gesehen hat, wie zurückhaltend und ängstlich er sagte, dass auch die FIFA kein rechtsfreier Raum sei. Man merkte ihm regelrecht an, dass er anscheinend überhaupt nicht in die Ermittlungen involviert war und auch aus der Presse davon erfuhr. Warum hat kein Staatsanwalt in Deutschland gegen die FIFA ermittelt? Man hätte wie die USA auch seine eigene Zuständigkeit konstruieren können – wenn man denn ein ernsthaftes Interesse gehabt hätte einzugreifen.

 

Wie immer – der Chef wusste von nichts

Und was ist mit Sepp Blatter? Der Chef der FIFA wusste natürlich von all dem nichts, weder von Korruption, noch von Geldwäsche, Betrug oder persönlicher Bereicherung. Um ihn herum grassiert das Verbrechen, aber er hat nichts gesehen. Wenn dem so ist, dann ist er der blindeste und inkompetenteste Unternehmenschef aller Zeiten.

 

Aber keine Angst – die FIFA-Herrschaften wählen sich ja alle gegenseitig, ohne externe oder höher gestellte Aufsichtspersonen – ein in sich geschlossener Kreis. Was soll da schief gehen bei der morgigen Präsidentenwahl? Die Stimmen der FIFA-Delegierten hat Sepp Blatter wohl sicher, außer der meisten Mitglieder aus Europa, aber die machen “nur” gut 1/4 aller Verbände aus. Also heißt es wohl “Augen zu und durch im alten Trott”.

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