ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Cromme kritisiert Banken. "Der Kapitalismus erlebt eine echte Krise. Und es ist eine Vertrauenskrise." - Der "unvorsichtige Umgang" mit Kapital habe "das Risiko eines Kollapses über Jahre hinweg dramatisch erhöht".
In scharfer Form hat Gerhard Cromme, Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp und Siemens, die Banken kritisiert. "Der Kapitalismus erlebt eine echte Krise", sagte er in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Und es ist eine Vertrauenskrise."
Cromme weiter: "Geld hat einen Wert. Wer Geld geschenkt bekommt, unterliegt der Gefahr, unvorsichtig damit umzugehen, das gilt für Bürger, Politiker, Unternehmer und Banker gleichermaßen." Dieser "unvorsichtige Umgang" mit Kapital habe "das Risiko eines Kollapses über Jahre hinweg dramatisch erhöht", so Cromme, der zugleich das Geschäftsgebaren vieler Banken kritisierte: "Und wenn etwas schiefgeht, muss der Staat, also der Steuerzahler, einspringen. Das führte zu einem Vertrauensverlust gegenüber der gesamten Finanzwirtschaft."
Zugleich habe der Glaube der Deutschen an die Durchlässigkeit nach oben "in den letzten Jahren gelitten – und zwar zurecht", sagte Cromme dem "Spiegel" weiter. "Die Lage der deutschen Mittelschicht wird immer prekärer. Welche Familie mit zwei, drei Kindern in der Ausbildung kann denn heute noch von einem Gehalt allein leben?" Crommes bitteres Fazit: "Oben werden sie immer reicher, unten herrscht im günstigsten Fall Stagnation. Ich glaube fest an das Solidarprinzip unserer Gesellschaft. Dazu müssen auch die Besserverdiener ihren Beitrag leisten."