Thilo Sarrazin wirft Berliner Schulbehörden “Sippenhaft“ vor, weil sie seine Frau Ursula als Lehrerin von ihrer Schule abziehen wollen. Ex-Bundesbanker sieht Kampagne gegen seine Familie. Landeselternausschuss kritisiert Unterrichtsmethoden Ursula Sarrazins.
Berlin. Bestseller-Autor und SPD-Politiker Thilo Sarrazin wirft
den Berliner Schulbehörden “Sippenhaft“ vor, weil sie seine Frau
Ursula als Lehrerin von der Reinhold-Otto-Grundschule in Berlin
abziehen wollen. Sarrazin, der mit provokanten Integrations-Thesen
in seinem Buch “Deutschland schafft sich ab“ für Aufsehen sorgte,
sagte BILD am SONNTAG: “Ich will nicht ausschließen, dass dabei
der Erfolg meines Buches, das sich unter anderem kritisch mit
Bildungsfragen auseinandersetzt, eine Rolle spielt. Offenbar
wird meine Frau wegen meiner Kritik am Bildungssystem in Deutschland
von einigen in Sippenhaft genommen.“
Sarrazin, der sich gerade gegen seinen Ausschluss aus der SPD
wehrt, weiter: “Das Schulaufsichtsamt und die Schulleitung versuchen
seit 2008 vergeblich, meine Frau umsetzen zu lassen, Gründe wurden
nie genannt. Hier kamen offenbar Neid und Vorbehalte gegen eine
‚Frau Sarrazin‘ ins Spiel. Nachdem das nicht gelang, wurde sie
mit dem Stundenplan extrem benachteiligt. Als auch das nicht
half, wurde jetzt eine regelrechte Mobbingkampagne ins Werk gesetzt,
um meine Frau dazu zu bringen, die Schule ‚freiwillig‘ zu verlassen.
In diesen Rahmen gehören auch die jetzt erhobenen völlig haltlosen
Vorwürfe.“
Elternvertreter werfen der Grundschullehrerin Ursula Sarrazin
einen autoritären Unterrichtsstil und verbale Ausfälle vor. Ein
Elternsprecher ihrer Klasse 4b hatte sich bei der Schulaufsicht
über die Pädagogin beschwert. Der Vorsitzende des Landeselternausschusses,
Günter Peiritsch, sagte BILD am SONNTAG: “Kinder weinen, die
Schüler werden gedemütigt und angeschrieen, wenn sie etwas nicht
können. Frau Sarrazin unterrichtet nicht mit pädagogischer Professionalität“.
Peiritsch weiter: “Mehrere Eltern haben der Schulleitung geschrieben,
dass sie ihr Kind von der Schule nehmen, wenn Frau Sarrazin erneut
Lehrerin der Klase werde.“ Peiritsch wurde von Eltern eingeschaltet,
im Streit-Fall zu vermitteln.
Ursula Sarrazin selbst hält die Vorwürfe für nicht nachvollziehbar.
“Ich kenne den Inhalt angeblicher Beschwerden von Eltern nicht.
Ich unterrichte gegenwärtig in vier Klassen rund 100 Schüler.
Bis heute hat kein Elternteil aus diesen vier Klassen sich in
irgendeiner Form bei mir beschwert“, sagte Ursula Sarrazin zu
BILD am SONNTAG. Sie fühlt sich als Opfer einer Mobbing-Kampagne:
“Bei Vorgängen in einer bestimmten Klasse gibt es allerdings
Hinweise, dass Kinder von der Schulleitung und dem Klassenlehrer
gezielt aufgehetzt wurden.“
Zu den aktuellen Vorwürfen sagte Christian Walther, Sprecher
der Berliner Senatsbildungsverwaltung, BILD am SONNTAG: “Wenn
die Vorwürfe Substanz haben, werden sie sorgfältig geprüft und
haben gegebenenfalls Konsequenzen. Nur weil jemand Leistung fordert,
ist das kein Grund, disziplinarrechtlich gegen ihn vorzugehen.“