BaFin durchkreuzt Umbau des Vorstands bei Deutscher Bank. Die Behörde hatte Bedenken gegen den Jain-Vertrauten William Broeksmit und glaubt, der Mann sei inkompetent auf seinen Posten als Risiko-Manager..Deutsche Bank nominiert nun Stuart Lewis als Risikovorstand.
Die Finanzaufsicht BaFin hat die Pläne der beiden künftigen Chefs der Deutschen Bank für ihren Vorstandsumbau durchkreuzt. Aufsichtsratskreise bestätigten FTD.de, dass die Finanzaufsicht William Broeksmit, Jains Kandidaten für den Posten des Risikovorstands, keine Freigabe erteilt hat. Demnach haben die Aufseher Bedenken, ob Broeksmit für den Posten geeignet ist. Nach Informationen von FTD.de schicken Anshu Jain und Jürgen Fitschen nun den bisherigen Stellvertreter des scheidenden Risikovorstands Hugo Bänziger ins Rennen: Stuart Lewis. Der 46-jährige Schotte habe die Zustimmung der BaFin bekommen, weil er neben Marktrisiken auch Kreditrisiken beherrsche. Zudem habe Lewis mehr Führungserfahrung als Broeksmit. Lewis führe 4000 Mitarbeiter, Broeksmit dagegen nur 200 Mitarbeiter.
Der US-Amerikaner Broeksmit sollte eigentlich bereits am morgigen Freitag vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank zum Nachfolger Bänzigers bestimmt werden. Für den designierten neuen Co-Vorstandschefs Jain ist die Ablehnung Broeksmits eine Niederlage: Er gilt als enger Vertrauter. Broeksmit kam 1995 mit Jain von Merrill Lynch zur Deutschen Bank. 2001 ging er zurück in die USA, um als Berater selbstständig zu arbeiten. Nach dem Lehman-Crash 2008 holten ihn Jain und Bänziger zurück, um die gefährlich aufgeblähte Bilanz der Deutschen Bank einzudampfen und sie auf die schärferen Kapitalregeln vorzubereiten. Broeksmit übernahm für Bänziger die Steuerung der Marktrisiken. Seine Aufgabe: riskante Vermögenswerte abbauen und Risiken so neu berechnen, dass der Kapitalbedarf sinkt. Seit 2008 hat die Bank ihre Risikowerte halbiert und die Verschuldungsquote von Fremd- zu Eigenkapital von 38 auf 20 gesenkt. Lewis steht als Chief Risk Officer der Deutschen Bank AG hierarchisch über Broeksmit. Broeksmit soll nun seine bisherige Aufgabe fortführen.
BaFin und Deutsche Bank wollten die Informationen nicht kommentieren.
Im Rahmen ihres Aufsichtsmandats überprüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht alle neuen Vorstände von Banken auf ihre "fachliche Eignung" und "Zuverlässigkeit" - in der Regel eine Formsache. Die BaFin hatte der Deutschen Bank allerdings 2010 schon einmal eine Vorstandspersonalie verwehrt: Damals lehnte sie den Plan ab, den einstigen Chef der Skandalbank Hypo Real Estate, Axel Wieandt, zum Vorstandssprecher der Konzerntochter BHF zu machen.