Commerzbank-Chefökonom fordert Italien zum Handeln gegen Staatsdefizit auf. „Eine einmalige maßvolle Vermögensteuer würde ausreichen, um die italienischen Staatsschulden unter die kritische Schwelle von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken“.
Krämer schließt gar einen Hilferuf Italiens an seine europäischen Partner nicht aus, sollte sich die Lage nicht entspannen. „Es ist durchaus möglich, dass auch Italien die Staatengemeinschaft am Ende um Hilfe bittet“, sagte er. Zwar gehe er davon aus, dass es Italien gelingen werde, sein Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf weniger als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. „Aber der als Reformer angetretene Ministerpräsident Mario Monti hat den verkrusteten italienischen Arbeitsmarkt nicht wesentlich reformieren können“, fügte der Ökonom hinzu. Die Löhne dürften nach Krämers Einschätzung in Italien weiter stärker zulegen als die Produktivität. Die Wettbewerbsfähigkeit Italiens werde zudem weiter leiden, nachdem das Land seit Einführung des Euro bereits die Hälfte seiner Weltmarktanteile verloren habe. „Italien ist trotz gewisser Erfolge bei der Haushaltskonsolidierung e! in wirtschaftlich angeschlagenes Land, das dringend Reformen bedarf“, resümiert Krämer. „Aber der Reformwille der Regierung ist versandet.“
Auch der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, ist der Überzeugung, dass Euro-Länder wie Italien gegenüber der Konjunktur „verwundbar“ blieben. “Sollte sich die Konjunktur für Gesamteuropa in den kommenden Monaten massiv eintrüben, muss man europaweit über Maßnahmen nachdenken“, sagte Kater Handelsblatt Online. Soweit sei man aber noch nicht. Auch die italienischen Wirtschaftszahlen wertet Kater nicht als Katastrophe. Die negativen fiskalischen Impulse wirkten gegenwärtig, würden aber im kommenden Jahr auslaufen, sagte der Ökonom. „Genauso wie Konjunkturprogramme ihre ankurbelnde Wirkung nach Auslaufen verlieren, wirken auch Sparprogramme nicht ewig nach.“