Der Staatsbankrott ist unausweichlich. Zwei Mal stand die Welt bereits am Rand eines Kollaps, weil ein elektronischer Bankrun drohte. Ein drittes Mal dürfte das System nicht mehr verkraften. Interview mit Martin Hennecke von Tyche, Hongkong.
Die Finanzkrise wurde nicht gelöst, sondern die Staaten haben lediglich den Banken Geld überwiesen, damit sie überleben - weil die Banken vor dem Kollaps standen. Damit haben sich aber die Staaten noch höher verschuldet, und diese Verschuldung sei nun außer Kontrolle geraten, urteilt Martin Hennecke, Analyst bei der Hongkonger Finanzberatungsfirma „Tyche“.
Als der Euro gegründet wurde, sprach man von 3% Neuverschuldung, jetzt liegen wir weit darüber. Und auch in den USA sieht es nicht besser aus, hier gehen wir in Richtung 11% Neuverschuldung – In England sieht es ähnlich aus, urteilt Hennecke. Und trotz aller Sparprogramme wird es auch bei dieser hohen Neuverschuldungen bleiben.
„Über Griechenland braucht man gar nicht mehr zu reden“, so Hennecke . Und es sei auch nicht nur Spanien, das jetzt im Focus stehe. Auch Italien ist ein Wackelkandidat. Italien hat zum Beispiel die größte absolute Verschuldung im Euroraum Aber Frankreich gilt ebenso also unsicher. Die Neuverschuldung in Frankreich liegt praktisch bei 8% - und von dort gab es gerade vor kurzem auch Warnungen, dass das Land noch größere Probleme habe. Außer Deutschland sind die meisten Staaten im Euro-Raum ganz nah am Staatsbankrott, konstatiert Hennecke.
Ein Witz dabei ist, dass Frankreich 50jährige Staatsanleihen emittiert. Selbst Moody’s hat schon 2005 gesagt, dass die Staatsverschuldung der westlichen Welt außer Kontrolle sei. Damals meinte Moody’s, dass Frankreich in 16 Jahren bankrott sei. Generell gilt also: Finger weg von Staatsanleihen.
Die einzige Rettung, um die Katastrophe zu überleben wären Rohstoffe und Edelmetalle, rät Hennecke. Die Nachfrage nach Gold besonders aus Deutschland sei stark gestiegen, weil die Deutschen um den Euro fürchten.
Zum weiteren Verlauf meint Hennecke, dass es durchaus zu einem deflatorischen Crash kommen könnte. Danach aber sei die Hyperinflation unausweichlich.
Hauptproblem sei bei fast allen Staaten, dass sie bei einem Zinsanstieg ihre Schulden nicht mehr bedienen können.
China steht laut Hennecke derzeit noch am besten da, weil die Staatsverschuldung des Landes sehr gering sei und sich auch die Neuverschuldung in Grenzen halte.
Die Chinesen könnten in nicht allzuferner Zukunft die wirtschaftliche Führungsrolle auf der Welt zu übernehmen. Derzeit nutzen sie die Krise in Europa, um sich günstig einzukaufen – zum Beispiel Hafenanlagen in Griechenaland.
Generell zeichnet Hennecke kein positives Bild für die Zukunft. Der Staatsbankrott ist für ihn unausweichlich. Zwei Mal sei die Welt bereits an einer Katastrophe haarscharf vorbei geschliddert, weil ein elektronischer Bankrun drohte. Ein drittes Mal dürfte das System dagegen nicht mehr verkraften.
Interview in Hongkong mit Martin Hennecke, Tyche: Staatsschulden außer Kontrolle