Angesichts der immer offener betriebenen Inflationierung verwundert es, dass die Deutschen so eisern an ihren Fest- und Termingeldern in Billionenhöhe festhalten. In traditionellen Weichwährungsländern ist die Bevölkerung wesentlich besser an das angepasst, was kommen wird.
von Ralf Flierl
Warum man sich aus dem Schneeballsystem des Papiergeldes verabschieden sollte
Nicht einmal der „SPIEGEL“, der die „Rettungsmaßnahmen“ der Euro-Papiergeldkönige traditionell verständnisvoll begleitet, konnte angesichts der gewaltigen Widersprüche in der Politik von EZB-Chef Mario Draghi länger unkritisch wegschauen. Dieser will auch seine Ankündigung des unbegrenzten Ankaufs von Staatsanleihen aus Euro-Problemländern als auftragsgemäße „Geldpolitik“ verstanden wissen. Seine Behauptung, die EZB bewege sich damit noch immer innerhalb ihres Mandats und betreibe keine Staatsfinanzierung, ist eben nur das – seine Behauptung.
Draghi befindet sich nicht nur argumentativ, sondern mittlerweile mit der ganzen EZB „Auf schiefer Bahn“, wie der Titel des SPIEGEL-Beitrags lautet. Seine Wortklaubereien und Rechtfertigungsversuche, die für den Tross der Euro-„Retter“ so typisch sind, verstärken deren Hauptproblem, den rapiden Verlust an Glaubwürdigkeit. Ginge es tatsächlich darum – wie Draghi behauptet – in Europa die Zinsen für Unternehmen und Häuslebauer(!) anzugleichen, dann hätte er mit diesem Argument schon viel früher, bei wesentlich höheren Differenzen handeln müssen. Abgesehen davon ist ein solches Ziel ohnehin nur ein weiterer Beleg für die geradezu wahnhafte Vorstellung, einen ganzen Kontinent zentral steuern zu wollen.
Was jetzt kurzfristig vor allem den unsolide wirtschaftenden Staaten Entlastung bringt, führt die EZB aber langfristig in eine Sackgasse, aus der sie kaum wieder heraus zu manövrieren sein wird. Denn Draghi versucht die Quadratur des Kreises: Unbegrenzte Staatsanleihekäufe funktionieren nur mit ungedecktem Papiergeld. Ungedecktes Papiergeld aber setzt intaktes Vertrauen voraus, das genau durch diese Käufe massiv beschädigt wird.
Dies ist auch kein Eurothema, denn Papiergeldkönig und Fed-Chef Bernanke ist mit seinem „Quantitative Easing“ (QE) schon lange auf die schiefe Bahn geraten. Was Draghi und Bernanke versuchen, ist eine Aktion Münchhausen, wobei es so aussieht, als ob sie sich nicht am eigenen Schopf sondern an einer um den Hals gelegten Schlinge aus dem Sumpf ziehen wollen.
Sparschafe als Opfer
Angesichts der immer offener betriebenen Inflationierung verwundert es, dass die Deutschen so eisern an ihren Fest- und Termingeldern in Billionenhöhe festhalten. In traditionellen Weichwährungsländern ist die Bevölkerung wesentlich besser an das angepasst, was kommen wird: Über Generationen hat man dort die Verhaltensweisen und Einstellungen erlernt, die in einem solchen Umfeld gefragt sind: Geld wird zwar zu Transaktionszwecken verwendet, aber zur Wertaufbewahrung taugt es nicht.
Die Deutschen dagegen haben in den D-Mark-Zeiten die gegenteilige Erfahrung einer relativ stabilen Währung gemacht und ihr (Anlage-)Verhalten daran ausgerichtet. Als fleißige Sparer in geldnahen Anlageformen sind sie auf die kommende „Lira-isierung“ des Euro denkbar schlecht vorbereitet.
Nicht einmal Minizinsen, die real bereits eine Teilenteignung des Sparvermögens bedeuten, können sie aus diesen Anlageformen vertreiben. Man beruhigt sich mit der Nominalbetrachtung, die die Stabilität der Werte vorgaukelt und ist ansonsten wie gelähmt: „Es wird schon nicht so schlimm werden.“ Lediglich eine verschwindende Minderheit dürfte sich daher bislang konsequent nicht nur aus Nominalanlagen, sondern auch aus dem Nominalwertdenken verabschiedet haben.
Die Mehrheit der deutschen Sparer scheint jenen Fröschen zu gleichen, die bei lebendigem Leibe gekocht werden, vorausgesetzt die Temperatur wird nur langsam genug erhöht. Wie Sie Ihr Kapital in dieser Zeit schützen, das lesen Sie im großen „Kapitalschutzreport 2012“ im aktuellen Smart Investor 10/2012.