Wieviel Gold lagert in Fort Knox wirklich? Der SPIEGEL widmet sich nun auch diesem Thema, welches seit langem im Mittelpunkt von so genannten "Verschwörungstheorien" steht. Demnach sind die Tresore leer. Doch das Fazit des Massenblattes kommt natürlich zu einem anderen Schluss: Nichts an den Geschichten ist wahr.
Auszug aus dem SPIEGEL-Online Artikel:
Bereits der demokratische Präsident Lyndon B. Johnson, so meinen einige zu wissen, ließ das Gold zumindest teilweise über die Grenzen schaffen, konkret: per Schiff nach London transportieren. Sein republikanischer Nachfolger Richard Nixon hingegen, davon sind wiederum andere überzeugt, verscherbelte das Edelmetall nach und nach - ob zur eigenen Bereicherung oder zur klammheimlichen Sanierung des Staatshaushalts ist unklar. Eindeutiger jedoch dürfte die Motivation der superreichen Rockefeller-Familie gewesen sein, die anderen Verschwörungstheoretikern zufolge den Hauptteil des Goldschatzes aus Fort Knox stahl und zu Dumping-Preisen an Europäer verkaufte.
Das Wissen über die leere Schatzkammer kann gefährlich sein. Das musste Dominique Strauss-Kahn im Mai des vergangenen Jahres schmerzhaft erfahren, glaubt man jener von der schweizerischen Tageszeitung "20 Minuten" zitierten Geschichte: Demnach wurde, so wisse es der russische Geheimdienst, der damalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht deshalb am New Yorker Flughafen verhaftet, weil ein Zimmermädchen ihn der Vergewaltigung beschuldigte - sondern weil Strauss-Kahn kurz zuvor erfahren hatte, dass Fort Knox tatsächlich leer ist.
Was steckt dahinter?
Nichts an den Geschichten über das geplünderte Fort Knox ist auch nur ansatzweise plausibel, kein einziger Fakt spricht für sie. Dass die Mythen sich dennoch hartnäckig halten, ist wohl dem einzigen Grund zuzuschreiben, weshalb sie überhaupt existieren: der äußerst restriktiven Geheimhaltungspolitik des US-Schatzamts. Seit der ersten Goldlieferung im Januar 1937 durfte kaum ein Außenstehender das Innere von Fort Knox in Augenschein nehmen. Harry Truman soll der letzte Präsident gewesen sein, dem dies gestattet wurde.
Soweit der der SPIEGEL-Artikel. Die richtigen Fragen wurden gestellt, nur die Schlussfolgerungen sind falsch: Wenn Harry Truman der letzte Präsident gewesen sein soll, der die Goldbarren in Fort Knox in Augenschein nehmen durfte, dann ist das schon reichlich mysteriös. Jeder ordentliche Kaufmann muss einmal im Jahr Inventur machen. Was spricht also dagegen, wenn der Öffentlichkeit auch unter Beweis gestellt wird, dass der Goldschatz noch existent ist? Warum macht man ein so großes Geheimnis daraus?
Es wäre ja wohl das Selbstverständlichste der Welt, den Beweis anzutreten - in dem man unabhängige Wirtschaftsprüfer tatsächlich in die Tresore lässt. Dies aber ist in den letzten Jahrzehnten nicht geschehen. Warum nicht? Diese Antwort bleibt dem Beobachter selbst überlassen. Unter diesen Umständen zu behaupten, dass die Verschwörungstheorien nicht plausibel seien, ist schlicht Unsinn. Der SPIEGEL täte besser daran, es selbst zu recherchieren, anstatt Gerüchte auf Verschwörungstheoretiker zu schieben. Guter Journalismus überprüft selbst vor Ort. Aber der Zugang zu Fort Knox ist gesperrt.