Die kürzlich verstaatlichte niederländische Bank SNS Reaal findet keine Einigung mit Gläubigern: Erste vollständige Enteignung Europas als Testballon für Zypern?
von Stephan Heibel
Es ist nur eine Randnotiz: Die Gläubiger und Aktionäre der Anfang Februar verstaatlichten Bank SNS Reaal aus Holland wurden enteignet. Nachrangig besicherte Unternehmensanleihen werden eingezogen und als wertlos erklärt, selbiges geschieht mit den Aktien. Am Montag dieser Woche wurde dieser Schritt für rechtens erklärt.
Die Bank SNS Reaal ist in Holland neben ABN Amro und ING die kleinste der systemrelevanten Banken und wird Schätzungen zufolge den Staatshaushalt mit 1,6 Mrd. Euro belasten. Doch das brisante an der Geschichte: Federführend hat Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Eurogruppe, diese Entscheidungen getroffen. Dijsselbloem ist ebenfalls aktiv bei den Verhandlungen mit Zypern an Bord.
Sein einfaches Argument: Anleihen und Aktien wären ohnehin wertlos, wenn der Staat nicht eingegriffen hätte, daher sei es gegenüber dem Steuerzahler nur fair, die Anteilseigner und Gläubiger zu enteignen.
Bislang galten Papiere systemrelevanter Institutionen als sicher, zumindest eine 20%ige Entschädigung wurde im schlimmsten Fall bislang immer gezahlt. Die vollständige Enteignung ist durch ein neues europäisches Banken-Interventionsgesetzt erst möglich geworden. Das Gesetz versucht den Spagat zwischen dem Schutz unseres Finanzsystems und dem Schutz des Eigentums.
Die Vorgänge in Holland zeigen deutlich, dass sich die Waage der Justiz in Richtung Schutz des Systems neigt und der Schutz des Eigentums wird erstmals in der Geschichte der vergangenen 60 Jahre an die zweite Stelle gesetzt. Zynische Zungen interpretieren diesen Schritt natürlich als katastrophalen Einschnitt in die Eigentumsrechte, der lediglich ein nicht funktionierendes System etwas länger am Leben hält.
Systemgläubige verteidigen den Schritt als gerecht gegenüber dem Steuerzahler, also dem Volk, und vor allem weisen sie darauf hin, dass unser System schon seit vielen Jahrzehnten mit Verschlimmbesserungen über die Runden kommt – es kann also noch beliebig lange so weitergehen.
Ich persönlich unterscheide inzwischen knallhart zwischen dem, was „eigentlich sein sollte“ und dem was „ist“. Jammern über eine neu eingeschlagene Richtung hilft nicht, wir müssen stattdessen der neuen Realität in die Augen schauen. Und diese neue Realität bringt eine Menge neuer Anlagemöglichkeiten mit sich. In meinem Börsenbrief Heibel-Ticker suche ich stets nach passenden Anlageideen, um unser Portfolio an die neue Realität anzupassen.
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