Kaum ein Begriff hat die Entwicklung der letzten Jahre auf dem deutschen Arbeitsmarkt dermaßen geprägt wie der Fachkräftemangel. In vielen Branchen tun sich Unternehmen bereits schwer offene Stellen zu besetzen. Durch den demographischen Wandel wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach weiter verstärken. Gut qualifizierte Arbeitnehmer werden also auch in Zukunft von Unternehmen stark umworben werden.
Gesuchte Berufsgruppen
Es ist jedoch kein Geheimnis, dass der Fachkräftemangel nicht alle Branchen betrifft. Trotz des insgesamt sehr stabilen Arbeitsmarktes zeichnet sich ein wahrer Mangel an qualifiziertem Personal momentan nur in ein paar wenigen Branchen ab. Zu den gesuchten Fachkräfte gehören ohne Zweifel die Vertreter der MINT-Fraktion. Informatiker, Ingenieure und medizinisches Personal werden deutschlandweit händeringend gesucht und können nicht selten zwischen mehreren Stellenangeboten wählen. Gerade die Zahl der Stellenangebote im Online-Bereich hat sich zusammen mit der rasanten Ausdehnung des Internets exponentiell gesteigert. Auch von dieser Entwicklung profitieren besonders die Absolventen technischer Studiengänge wie Informatik, Mathematik und Elektrotechnik. Wer also über einen Abschluss in einem dieser Bereiche verfügt und bestenfalls schon ein wenig Berufserfahrung gesammelt hat, der kann beruflich im Internet durchstarten. Die stetig wachsende Bedeutung des Internets wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Online-Branche nach wie vor exzellente Berufsaussichten bietet. Im Allgemeinen scheint sich gerade unter den Akademikern momentan eine gewisse Zweiklassengesellschaft abzuzeichnen. Ingenieure, Informatiker, Naturwissenschaftler und Mediziner werden vom Arbeitsmarkt umworben, genießen beste berufliche Aussichten und können sich nicht selten den Job aussuchen. Auch gute Juristen und Wirtschaftswissenschaftler können sicherlich zu dieser Gruppe dazugezählt werden. Dagegen ist gerade unter den Geisteswissenschaftlern der Berufseinstieg oft noch relativ holprig. Dies gilt selbst bei den Studenten, die gute Noten, hochwertige Praktika, Auslandsaufenthalte und Fremdsprachenkenntnisse vorweisen können. Dies zeigt, dass ein gewisser Fachkräftemangel zweifelsohne besteht, jedoch eher auf gewisse Branchen beschränkt ist.
Einwanderung aus Südeuropa und der demographische Wandel
Es wird jedenfalls interessant, diese Entwicklung in den nächsten Jahren genauer zu verfolgen. Kurzfristig gesehen spielt hier sicher auch die Entwicklung in der Euro-Zone eine wichtige Rolle. Dank der stabilen Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt kommen immer mehr gut ausgebildete Südeuropäer nach Deutschland. Gerade für hochqualifizierte junge Fachkräfte aus den Krisenstaaten Südeuropas wird Deutschland immer mehr zum Wunschziel. Ob dies den Fachkräftemangel in einigen Branchen merklich verringern kann oder letztlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Langfristig fällt da sicher der demographische Wandel stärker ins Gewicht. Da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren verstärkt in Rente gehen, wird sich der Fachkräftemangel in vielen Bereichen weiter zuspitzen und ausweiten.