Geld auf die Bank zu bringen kommt purer Geldvernichtung gleich. Die Folgen der Euro-Rettung bekommen deshalb zunächst einmal die Sparer zu spüren. Sie zahlen die Zeche, nicht unbedingt jetzt, aber mit Sicherheit später.
von Torsten Ewert
Die Eurokrise ist in den vergangenen Monaten fast völlig in den Hintergrund gerückt. Die Börsianer richten ihre Blicke derzeit ausschließlich auf die USA und suchen zu ergründen, wann die Fed mit ihrem angekündigten Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beginnt. Und auch die Bürger hierzulande, die zugleich in Personalunion Sparer und Steuerzahler sind, schert die Eurokrise inzwischen herzlich wenig.
Die Krisen und ihre Folgen für Sparer
Schließlich sind die milliardenschweren Rettungsprogramme für die Eurozonen-„Peripherie“ und die sozialen Proteste dort gegen die drastischen Sparauflagen aus den Schlagzeilen verschwunden. Aber diese Ignoranz kann ein Fehler sein. Denn die Krisenfolgen wirken längst, wenn auch weitgehend unbemerkt.
Denn die von der Geldpolitik vorgegebenen Niedrigzinsen wirken sich in allen Bereichen auf das Renditeniveau aus, nicht nur bei Unternehmens- und Immobilienkrediten (mit denen die Konjunktur angekurbelt werden soll), sondern auch bei den Zinsen für Geldanlagen. Und das hat Folgen – für jeden von uns. Dazu die folgenden Grafik:
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank
Hier sehen Sie die Entwicklung der Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen (grüne Kurve) im Vergleich zur Inflationsrate in Deutschland (rote Kurve). Der Realzins, den ein Sparer vereinnahmen kann (vor Steuern!), ist die Differenz zwischen grüner und roter Kurve.
Verluste mit „sicheren“ Anlagen
Jahrzehntelang war diese Differenz positiv (grün schattierter Bereich), aber seit September 2011 ist sie – insbesondere aufgrund der drastisch gesunkenen Zinsen – negativ (rot schattierter Bereich). Mit anderen Worten, Sparer, die ihr Geld dem Staat leihen, zahlen dabei drauf, denn ihr Realzins ist negativ.
Noch schlechter fahren die Sparer aber, wenn sie ihr Geld zur Bank tragen und dort auf einem Sparbuch, als Tages- oder Festgeld anlegen. Denn dort sind die Zinsen noch geringer (Tagesgeld aktuell z.B. durchschnittlich 0,75 % p.a.) während die Inflation gleich bleibt (jüngster Wert von Juli 2013: 1,9 %). Mit ehemals sicheren Anlagen fahren Anleger derzeit also nur sichere Verluste ein!
Die Postbank hat in einer Anfang August veröffentlichten Studie ausgerechnet, was das die deutschen Sparer kostet, nämlich rund 14 Milliarden Euro allein in diesem Jahr. Im nächsten Jahr sollen es sogar 21 Mrd. Euro sein. Der österreichische Standard hat daraufhin eine ähnliche Rechnung für Österreich aufgemacht und kommt auf Größenordnungen von 3,2 (2013) bzw. 2,6 Mrd. Euro (2014). Die Schweizer dürften etwas besser wegkommen, denn sie bekommen zwar ebenfalls nur Minizinsen, aber die Inflationsrate in der Schweiz liegt wenigstens auch nahezu bei null.
Erstaunliche Details
Diese nackten Zahlen offenbaren aber bei näherer Betrachtung etwas sehr Bemerkenswertes. So bleibt der genannte Vermögensverlust (für Deutschland 2013) mit 174 € pro Einwohner in vergleichsweise moderaten Grenzen. Noch erstaunlicher wird die Geringfügigkeit der Verluste, wenn man sie in Bezug zum gesamten Geldvermögen der Deutschen von knapp 5 Billionen (= 5.000 Mrd.) Euro setzt. Dann beträgt die Vermögens-„Vernichtung“ nämlich nur noch 0,2 %. Angesichts eines negativen Realzinses von weit über 1 % erscheint das geradezu läppisch.
Dieser geringe Wert kommt dadurch zustande, dass natürlich diejenigen mit den wirklich großen Barvermögen ihr Geld eben nicht auf Sparbuch und Tagesgeldkonto versauern lassen. Und daran sollten Sie sich ein Beispiel nehmen. Denn auch wenn den Vermögenderen hier und da andere Anlagemöglichkeiten offen stehen – Aktienanlagen mit Dividendenrenditen, welche die Inflation locker schlagen, sind auch für Durchschnittsanleger ohne Weiteres verfügbar.
Lieber Rendite mit Risiko als Risiko ohne Rendite!
Bleibt die Frage nach dem vermeintlich höheren Risiko. Aber ist denn eine Aktienanlage heutzutage wirklich risikoreicher? Natürlich drohen bei Aktien stets kurzfristige Kursverluste. Aber im Gegensatz zum Sparbuch, beim dem ein realer Verlust zurzeit absolut sicher ist, gibt es bei Aktien immerhin noch die Aussicht auf eine positive (reale) Rendite. Und durch eine langfristig ausgelegte und krisensichere Anlagestrategie kann man – z.B. durch gezielte Nachkäufe in schwierigen Zeiten – das Risiko sogar weiter verringern bzw. ausschalten.
So soll es ja schließlich sein – eine dem Risiko angemessene Rendite. Spareinlagen bieten dagegen seit geraumer Zeit nur Risiko, aber keine Rendite. Also treffen Sie die richtige Wahl bei Ihren Anlageentscheidungen, damit Sie am Ende nicht zu denen gehören, die die Zeche für die jüngste Krise bezahlen.