Snowden Manifest: "Wer die Wahrheit ausspricht, begeht kein Verbrechen". Politiker und Prominente fordern Asyl für Snowden.
Im neuen SPIEGEL veröffentlicht der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden ein Manifest, in dem er für Meinungsfreiheit und offene Gesellschaften wirbt: "Wer die Wahrheit ausspricht, begeht kein Verbrechen", schreibt Snowden. Massenüberwachung sei ein globales Problem, das globale Lösungen brauche.
Snowden kritisiert, dass einige Regierungen auf seine Enthüllungen in den vergangenen Monaten mit einer "noch nie da gewesenen Verfolgungskampagne" reagiert hätten. Den Text, den der SPIEGEL veröffentlicht, schrieb Edward Snowden am 1. November 2013 in Moskau. Er erreichte die SPIEGEL-Redaktion über einen verschlüsselten Kanal am Abend desselben Tages.
Politiker und Prominente fordern Asyl für Snowden
In der Debatte um ein mögliches Asylangebot Deutschlands an Edward Snowden setzen sich im "Spiegel" zahlreiche Publizisten, Schauspieler, Politiker und Sportler für den Whistleblower ein. Neben Oppositionspolitikern wie dem Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi bekommt er auch Unterstützung von unerwarteter Seite: Der frühere CDU-eneralsekretär Heiner Geißler will Snowden "unbedingt" Asyl gewähren.
Er sei zwar traurig über die Verschlechterung der transatlantischen Beziehungen, aber: "Snowden hat der westlichen Welt einen großen Dienst erwiesen. Jetzt ist es an uns, ihm zu helfen." Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach lobt Snowden für den Verstoß gegen seine Geheimhaltungspflichten, schließlich gebe es auch eine "Pflicht des Bürgers zum Ungehorsam gegen den Staat", wenn es um Gerechtigkeit gehe. Der Präsident der Fußball-Bundesliga, Reinhard Rauball, kritisiert "erhebliche Beeinträchtigungen der Menschenrechte" durch willkürliche Überwachung und lobt Snowdens uneigennütziges Handeln.
Während Moderator Oliver Welke dem Amerikaner gern das Bundesverdienstkreuz verleihen würde, will sich Musiker Udo Lindenberg persönlich kümmern: "Im Atlantic Hotel kann ich bestimmt ein Zimmer für ihn klarmachen – welcome Edward." Auch sozialdemokratische Politiker fordern, dem nach Moskau geflohenen NSA-Enthüller Edward Snowden in Deutschland Asyl zu gewähren. "Snowden ist ein Held, kein Verräter", sagte Axel Schäfer, Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, dem Nachrichtenmagazin.
Man müsse genau prüfen, "ob es nicht doch einen Weg gibt, Snowden in Deutschland Asyl anzubieten". Ähnlich sieht es der Außen- und Verteidigungspolitiker Lars Klingbeil. "Deutschland muss prüfen, ob es möglich ist, Edward Snowden Asyl zu gewähren." Dies fordert auch der Bremer SPD-Landeschef Andreas Bovenschulte: "Wir sollten es unbedingt probieren."
Sein schleswig-holsteinischer Kollege Ralf Stegner wünscht sich in der Asylfrage mehr internationales Engagement seitens der Bundesregierung. "Deutschland muss darauf hinwirken, dass es eine europäische Lösung gibt." Edward Snowden hatte interne Unterlagen des US-Geheimdienstes NSA kopiert und außer Landes gebracht. Er lebt zurzeit mit befristetem Bleiberecht in Russland.