Kirch-Prozess: Staatsanwälte ermitteln auch gegen Deutsche Bank-Co-Chef Fitschen. Unternehmenssprecher bestätigt Ermittlungen, weist Vorwürfe zurück.
In dem seit mehr als zehn Jahren andauernden Streit zwischen dem verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch und seinen Erben mit der Deutschen Bank gibt es eine neue Wendung.
Die Münchner Staatsanwaltschaft führt in dem umfangreichen, aus mehreren Zivil- und Strafverfahren bestehenden Komplex neuerdings auch Deutsche Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen, 65, als Beschuldigten. Sie ermittelt gegen ihn wie gegen mehrere Ex-Vorstände des Konzerns wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage beziehungsweise des Prozessbetrugs.
Familienmitglieder und Ex-Manager des Kirch-Imperiums fordern von dem größten deutschen Kreditinstitut Schadensersatz in Milliardenhöhe. Parallel zu dem Schadensersatzprozess leitete die Staatsanwaltschaft München schon Ende 2011 gegen mehrere Topmanager ein Ermittlungsverfahren ein. Die Staatsanwälte werfen den inzwischen allesamt ausgeschiedenen Ex-Führungskräften der Deutschen Bank vor, sie hätten sich vor ihrer Einvernahme als Zeugen vor Gericht abgesprochen und falsche Angaben gemacht, um die Ansprüche der Kirch-Seite abzublocken. Die Beschuldigten wiesen einen solchen Verdacht stets zurück.
Bei einer weiteren Durchsuchung in der Deutschen Bank Ende Dezember vergangenen Jahres stellten die Ermittler umfangreiches Material sicher. Dabei stießen sie offenbar auch auf Unterlagen, die nahelegen, dass sich die Beschuldigten bis in die jüngere Vergangenheit über ihre Prozesstaktik abgesprochen haben könnten. Auch Fitschen soll sich daran beteiligt haben.
Ein Deutsche-Bank-Sprecher bestätigte die Ermittlungen gegen Fitschen, wies aber die Vorwürfe zurück: "Die Deutsche Bank ist überzeugt, dass sich der Verdacht als unbegründet erweisen wird." Auch die Ansprüche der Kirch-Erben hält der Finanzkonzern für haltlos und hat gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingereicht.