OECD-Generalsekretär warnt vor Altersarmut in Deutschland. "Der wachsende Niedriglohnsektor macht uns Sorgen. Ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer droht langfristig wirtschaftlich abgehängt zu werden.
José Ángel Gurría, Generalsekretär der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat vor einer Zunahme der Altersarmut in Deutschland gewarnt. "Der wachsende Niedriglohnsektor macht uns Sorgen. Ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer droht langfristig wirtschaftlich abgehängt zu werden und wir befürchten, dass Deutschland deshalb in den kommenden Jahren ein erhebliches Problem mit Altersarmut bekommen wird", sagte Gurría im Gespräch mit der "Welt".
Weltweit nehme die soziale Ungleichheit seit Jahrzehnten zu, sagte Gurríar und diese Entwicklung werde unterschätzt. Die Ungleichheit nehme seit Anfang der 80er-Jahre zu und habe bedrohliche Ausmaße angenommen. "Ganze Gesellschaften können dadurch aus der Balance geraten", sagte Gurría der "Welt".
Auf dem Höhepunkt der Krise habe die OECD auf diese Entwicklung nicht reagieren können, inzwischen seien die Probleme noch drängender geworden. "Auf dem Höhepunkt der Krise konnten wir es uns nicht leisten, die wachsende Ungleichheit zu kritisieren; damals stand das Haus in Flammen, es gab also drängendere Probleme. Jetzt, da wir das Feuer ausgetreten oder zumindest unter Kontrolle gebracht haben, müssen wir uns um die Opfer kümmern. Und das sind in der Regel die Ärmsten der Gesellschaft und in vielen Volkswirtschaften vor allem junge Männer mit schlechter Ausbildung", so Gurría.