EU-Chef Juncker gerät ins Kreuzfeuer. Während Brüssel seine Untertanen mit immer neuen Geldfoderungen auspresst, schuf Juncker in Luxemburg in aller Heimlichkeit ein Steuerparadies für Großkonzerne, welche ihre Gewinne am heimischen Fiskus vorbei ins Großherzogtum schleusten: zu Ministeuern von 1%. - Brüssel wusste das und drückte beide Augen zu. Gute Lobbyistenarbeit?
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Politiker reagierte nach Angaben eines Sprechers "sehr gelassen" auf Vorwürfe, er habe in seiner Zeit als luxemburgischer Premierminister fragwürdige Steuersparmodelle für Großkonzerne verantwortet. Diese sparen mit den luxemburger Methoden Zig Milliarden Steuern durch Scheinfirmen im Herzogtum, wo sie nur mit 1% zur Kasse gebeten wurden. Alle namhaften internationalen Konzerne sind betroffen. Fast jeder nutzte die Steueroase Luxemburg, um mit dubiosen Scheinfirmen Steuern am heimischen Fiskus vorbeizuschleusen.
Peinlich nur, dass es jetzt den EU-Boss selbst erwischt, denn er war in seiner Amtszeit als luxemburgischer Premierminister maßgeblich daran beteiligt, diese legale Steuerhinterziehung zu konstruieren und zu organisieren.
Der Trick: Luxemburger Tochterfirmen vergaben ihren Müttern Großkredite. Mit den Zinszahlungen minderten die Konzerne ihre Gewinne. Und bei den luxemburgern Töchtern mussten nur Ministeuern von 1% auf die Zinseinnahmen bezahlt werden. Ganz schön pfiffig von Juncker. Aber es gab noch viele andere Tricks, um die heimische Steuer zu umgehen, diese sind jedoch etwas komplizierter.
Während Brüssel seine Untertanen mit immer neuen Abgaben und Geldforderungen auspresst, schafft ausgerechnet der EU-General eine der ausgetüftelsten Steuerparadiese mitten in der EU. Das ging jahrelang gut, bis es jetzt einem investigativen Journalisten-Netzwerk auffiel. Die Fakten wurden heute veröffentlicht.
Doch es stellt sich die Frage, warum eigentlich Brüssel seit einem Jahrzehnt bei Luxemburg offenbar beide Augen zudrückte. Denn dass im Großherzogtum per Scheinfirmen Großkonzerne ihre Steuerlast in den Heimatländern wegtransferieren konnten, war lange bekannt.
Der Skandal ist also nicht nur Juncker selbst, sondern trifft auch alle Verantwortlichen in Brüssel, welche dem Treiben bis heute tatenlos zugesehen haben. Wurden sie von Lobbyisten ruhig gestellt? Flossen womöglich Bestechungsgelder, damit EU-Politker schwiegen?
"Juncker ist nach einer Woche im Amt schon rücktrittsreif", erklärte der österreichische EU-Abgeordnete Michel Reimon gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Juncker sei von 1995 bis 2013 Regierungschef von Luxemburg gewesen und als solcher dafür verantwortlich, dass Hunderte Konzerne die Steuerfluchtoase Luxemburg mit pseudo-legalen Methoden nützen konnten, sagte Reimon.
Betroffen von der luxemburger Steueraffäre sind alle, die weltweit Rang und Namen haben. Es ist das Who Is Who der internationalen Großkonzerne. Mit dabei: Eon, Deutsche Bank, PepsiCo, FedEx, Procter & Gamble, Amazon und Ikea. Aber auch Schweizer Konzerne wie Richemont, die Manor-Mutter Maus Frères, die früheren Swissair-Töchter SR Technics und Gate Gourmet sowie die Grossbanken UBS und Credit Suisse nutzen angeblich Luxemburg, um Gewinne am heimischen Fiskus vorbeizuschleusen.