Weltenergierat warnt: Deutsche Energiewende gefährdet Stromversorgungssicherheit Europas / Experte: „Kein Exportschlager“
Internationale Experten hegen große Zweifel am Erfolg der deutschen Energiewende. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Weltenergierats, aus der das Nachrichtenmagazin Focus exklusiv berichtet.
Drei Viertel der Befragten sehen in der Energiewende eine Gefahr für die Versorgungssicherheit mit Strom in Europa. Zwei Drittel gehen davon aus, dass die Energiewende die deutsche Wirtschaftskraft kurz- und mittelfristig schwächt. Nur drei Prozent glauben, dass Deutschland den Umstieg auf erneuerbare Energien im vorgesehenen Zeitraum schafft.
Der Weltenergierat ist ein internationaler Verband der Energiewirtschaft. Er befragt alle zwei Jahre die Mitglieder seiner Länderkomitees. An der aktuellen Umfrage nahmen Fachleute aus 35 Ländern teil, darunter 20 aus Europa.
Nur ein Drittel von ihnen ist der Meinung, dass die deutsche Energiewende weltweit als Blaupause dienen könnte. Vier von fünf Befragten bezweifeln sogar, dass ihr Land die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Energiewende nach deutschem Vorbild mitbrächte.
„Die Energiewende ist noch immer kein Exportschlager“, sagte der Präsident des deutschen Länderkomitees des Weltenergierates, Uwe Franke, dem Focus. Vor allem die Furcht vor einer deutlichen Verschlechterung der Versorgungssicherheit sei beunruhigend. „Die Ängste unserer Nachbarn sollten wir sehr ernst nehmen“, fordert Franke. „Unsere wichtigsten Aufgaben sind jetzt, Vertrauen zu bilden und durch engere Abstimmung mit unseren Partnerländern Probleme zu vermeiden, aber auch die richtigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu setzen. Denn die Versorgungssicherheit für Strom hängt vor allem auch von der Qualität der technischen Infrastruktur ab.“