Griechische Regierungen verfolgten Steuerflucht nicht. Grund für das seltsame Desinteresse war offenbar die Inkompetenz der Athener Behörden, aber auch mangelnder politischer Wille.
Mehrere Athener Regierungen haben es jahrelang unterlassen, Steuerflüchtlinge mit Schwarzgeld in der Schweiz zu verfolgen. Hilfsangebote der Eidgenossen blieben nach Informationen des SPIEGEL praktisch ohne Reaktion. "Das ließ uns glauben, dass in Athen niemand ernsthaft daran interessiert war", erfuhr der SPIEGEL aus Bern.
Schon mit dem Anfang 2012 geänderten Doppelbesteuerungsabkommen waren die Schweizer zur Amtshilfe bereit. Doch aus Athen gingen seitdem nur 15 Anträge ein. Dabei hätte allein die Lagarde-Liste mit 2059 Namen von griechischen Kontoinhabern bei der Genfer Filiale der HSBC-Bank Anlass für zigfache Amtshilfe-Ersuchen sein können. Im Frühjahr 2014 bot die Berner Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf der Regierung von Antonis Samaras an, über die Erhebung einer Quellensteuer auf Kapitalerträge griechischer Konten zu verhandeln.
Doch die einzige Reaktion aus Athen soll die Forderung nach einer Vorauszahlung in unrealistischer Milliardenhöhe gewesen sein. Grund für das seltsame Desinteresse war aus Schweizer Sicht offenbar die Inkompetenz der Athener Behörden, aber auch mangelnder politischer Wille. Die Schweiz bietet immer noch Hilfe bei "machbaren Lösungen" an, eine Quellensteuer gehört aber offenbar nicht mehr dazu.