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Albanien fordert von D hartes Vorgehen gegen Schein-Asylanten

Die Regierung in Tirana kritisiert Deutschland für den zu laxen Umgang mit albanischen „Asylbewerbern“. Die Regierung in Tirana  bezeichnet alle „Ausreisenden“ als Wirtschaftsflüchtlinge und beklagt sich über das Ausbluten von Fachkräften.

 

Albanien ist das einzige Land auf dem Balkan, das sich gegen die Abwanderung seiner Bürger stemmt. Die Regierung in Tirana kritisiert im Gegenteil Deutschland für den zu laxen Umgang mit albanischen „Asylbewerbern“. Man fordert von Berlin klar ein härteres und rascheres Vorgehen! Auf den ersten Blick ein Widerspruch. Ein Besuch unseres Korrespondenten (er war über die letzten Jahrzehnte schon Dutzende Male in Albanien und ist entsprechend vernetzt) fördert interessante Aspekte an die Oberfläche.



Gerade mal 50 Euro kostet in Albanien ein biometrischer Pass. Und der ist Bedingung für die visumfreie Einreise nach Deutschland. Und wesentlich billiger als die mehrere tausend Euro hohe „Schleusergebühr“ im Balkan. Die albanischen Behörden haben im Frühjahr begonnen, sogar am Samstag die Passgesuche zu bearbeiten, um nicht weiter „überrannt“ zu werden. Das hat sich herumgesprochen, die Zahlen sprechen für sich: 2013 waren es 1’295 Anträge von albanischen Bürgern, 2014 schon eine Versechsfachung auf 8’113 Anträge. Und jetzt im laufenden Jahr sind in den ersten sechs Monaten schon 21’806 Anträge in Bearbeitung. Die Behörden erwarten fürs ganze 2015 ein Total von 50’000 oder mehr Anträgen.



Anders als die Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten müssen sich Albaner nicht in den Marsch der Zehntausenden durch Mazedonien und Serbien einreihen, auf überladene Züge aufspringen oder fürchten, vom ungarischen Grenzzaun aufgehalten zu werden. Tägliche Flüge ab dem nahen Thessaloniki nach Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, München und Stuttgart sind die erste Wahl für Tausende Albaner, die in Griechenland ihren Job verloren haben. Von Durres und Vlora verkehren Fähren nach Bari und Ancona. Aus Nordalbanien bringen findige Kleinunternehmer ihre Kunden in Minivans für 150 Euro (!) gleich direkt zu einer deutschen Erstaufnahmeeinrichtung, wo sie ihre Asylanträge stellen können. 



In grossen und kleinen Fluchten kennen sich die Albaner aus wie kein anderes Volk auf dem Balkan. Unter dem paranoiden kommunistischen Diktator Enver Hoxha war ihr Land hermetisch abgeriegelt gewesen. Das Regime hielt sich noch lange nach dem Wendejahr 1989 an der Macht. Vor 24 Jahren, am Abend des 1. Juli 199l, durchbrach ein alter Skoda-Lastwagen die Geländer der deutschen Botschaft. 3’200 (!) Albaner drangen ein und blieben zehn Tage, bis ihre Ausreise genehmigt wurde. Sie alle erhielten sofort Asyl in Deutschland.



Heute bezeichnet die albanische Regierung alle „Ausreisenden“ als Wirtschaftsflüchtlinge. Beklagt sich über das Ausbluten von Fachkräften und verlangt daher von Deutschland schon wiederholt, dass Albanien „endlich“ als sicheres Herkunftsland eingestuft werde. Damit würde jedwelcher Ayslanspruch nach geltendem Völkerrecht à priori entfallen.



Der Grund als Wirtschaftsflüchtling ist für viele Albaner reizvoll. Wer in Deutschland mit seiner Familie um Asyl ansucht, bekommt in Deutschland mehr Geld als ein qualifizierter Facharbeiter in Albanien. „Das ist einfach absurd!“ jammert Albaniens Innenminister Saimir Tahiri. Er weist darauf hin, dass nach Ende des kommunistischen Regimes in den ersten zehn Jahren 800’000 Albaner das Land verlassen hatten. Das ist jeder vierte Albaner! Der Aderlass lähmt offensichtlich die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin. Darum die Proteste Tiranas in Richtung Berlin.

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