Im Fall eines Brexits würde es am Freitag zu einer Panik an den Märkten kommen. Folge: Flucht in sichere Häfen. Also rein in Gold, raus aus dem Pfund, auch der Euro würde fallen. BIZ: „Whatever it takes“.
Von Robert Rethfeld
Für den Fall, Großbritannien die EU verlässt, käme es zu Spannungen innerhalb Großbritanniens. Premier Cameron dürfte zurücktreten. Schottland würde ein erneutes Referendum abhalten und könnte sich nach einer Abspaltung der EU anschließen. Ausländische Unternehmen könnten Niederlassungen von London nach Edinburgh abziehen. Die Austrittsverhandlungen London/Brüssel würden sich hinziehen. Vieles wäre unklar. Auch die Beziehungen USA/GB müssten sich neu aufstellen. Den Brückenkopf London in EU- Angelegenheiten gäbe es dann nicht mehr.
Kurzfristig würde nicht nur Großbritannien, sondern auch die EU in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus Marktsicht würde unmittelbar nach einem Brexit die Flucht in sichere Häfen verstärkt werden. Also rein in Gold, raus aus dem Pfund, auch der Euro würde fallen. Anleihen - insbesondere US-Anleihen, aber auch Schweizer Staatsanleihen - wären gefragt, die Renditen würden weiter sinken. US-Dollar und Schweizer Franken würden gewinnen. Die Versuche, sich vor einem Brexit zu schützen, werden ja bereits in die Tat umgesetzt.
Die Zentralbanker haben in Basel (BIZ) einen Plan ausgeheckt, der unmittelbar greifen soll, nachdem ein Austritt feststünde. Das Wort von „Whatever it takes“ würde sofort Teil eines unterstützenden Statements sein. Man wird alles tun, um die Märkte zu stützen. Dazu gehört in erster Linie die Bereitstellung von Dollar-Liquidität.
Für die Fed, aber auch für die SNB wäre die Stärkung ihrer jeweiligen Währungen nicht willkommen. Die SNB müsste gegen ihren Willen die Euro-Käufe verstärken, indem sie beispielsweise deutsche Staatsanleihen kauft. Seit Anfang Juni fiel der Wechselkurs EUR/CHF von 1,11 auf unter 1,08. Die Parität könnte erneut drohen, Rezessionsängste kämen in der Schweiz auf.
Aber nicht nur dort. Denn ein in die Höhe schießender US-Dollar würde US-Produkte weltweit verteuern und so das US-Exportgeschäft negativ beeinflussen. Große US-Unter- nehmen würden leiden, was zum Aufflammen von Rezessionsängsten in den USA führen könnte.
Im Gegensatz dazu steht der Dollar/Yen, der als Risk-off-Signalgeber abwärts tendieren würde. Der Dollar würde demnach zwar gegenüber Euro und Pfund, nicht aber gegenüber dem Yen stärker werden. Die Aufwertung des Yen setzt der japanischen Wirtschaft schon jetzt zu, Interventionen wurden ja bereits überlegt. Bei einem Brexit würde die Bank of Japan würde mit Interventionen zur Stützung des Yen durchführen. Großbritannien, aber auch Euroland würden ebenfalls leiden.
Wir nehmen nicht an, dass eine Brexit vollständig eingepreist ist. Diejenigen, die auf einen Brexit setzen, sind bereits short Pfund oder FTSE 100 und long Dollar und US- Anleihen. Im Fall eines Brexits würde es am Freitag, den 24. Juni zu einer Panik an den Märkten kommen. Die Aktienmärkte dürften weltweit – beginnend in Asien – fallen, die Anleihen nochmals deutlich zulegen.
Die Brexit-Shorties werden dann anfangen, ihre Gewinne einzusacken. Innerhalb der ersten Tage müsste es zu einer Kaufgelegenheit kommen, möglicherweise auch erst am Dienstag, den 28. Juni (Turnaround Tuesday). Die längerfristigen Auswirkungen eines Brexits hängen davon ab, wie schnell sich die Märkte danach wieder beruhigen, auch mit Hilfe der Zentralbanken.
Dies alles sollte nur dann eintreten, wenn es tatsächlich zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU käme. Dies ist – wie gesagt – nicht unsere erste Option. Ein Verbleib innerhalb der EU würde zu einer Erleichterungsrally führen, die Absicherungen würden nur so fliegen. Die sicheren Häfen Gold und Anleihen würden verlieren. Renditen und Aktienmärkte, aber auch der Euro würden steigen. Ein Short Squezze würde die Bewegungen verstärken.