RWE-Chef Terium: „Das gesamte europäische Projekt steht in Frage“. Weitere Mitgliedsstaaten könnten dem britischen Beispiel folgen.
RWE-Chef Peter Terium ist vom Ausgang des Referendums in Großbritannien schockiert und sorgt sich um die Europäische Union (EU). „Mit den Briten verlieren wir einen wichtigen Pfeiler des europäischen Hauses, und das gefährdet die gesamte Statik. Zumal nun weitere Mitgliedsstaaten dem britischen Beispiel folgen könnten“, sagte Terium dem Handelsblatt: „Damit steht das gesamte europäische Projekt in Frage, das 70 Jahre lang für Frieden und wachsenden Wohlstand gesorgt hat.“
Politisch werde der Austritt Großbritanniens spürbare Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen haben und die Rolle der EU schwächen, sagte Terium. „Von einem solchen Schritt geht das Signal aus, dass die Europäer untereinander uneins sind.“ Damit schwinde ihr politischer Einfluss auf den Rest der Welt in Sicherheitsfragen, in grundlegenden Fragen der wirtschaftlichen Zu! sammenarbeit und des Klimaschutzes. Und wirtschaftlich sei Großbritannien einer der größten Nettozahler in der EU. „Der Austritt hinterlässt damit eine Milliarden-Finanzierungslücke im EU-Haushalt.“
RWE ist selbst stark in Großbritannien aktiv. Das Unternehmen versorgt dort unter der Marke N-Power mehr als fünf Millionen Strom- und Gaskunden und betreibt mehrere Windparks. Für das eigene Unternehmen erwartet Terium aber kaum Schwierigkeiten: „Für das Geschäft mit Energie und Energiedienstleistungen gilt in ganz besonderem Maße der Spruch: "All business is local". Handelshürden etwa würden uns nur am Rande treffen und die ökonomischen Einflüsse eines Brexit auf das Geschäft dürften vergleichsweise gut beherrschbar sein.“