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am Donnerstagvormittag schnellte die Aktie von ConocoPhillips im europäischen Handel um mehr als 7% nach oben. Der drittgrößte US-Energiekonzern überraschte den Markt mit der Nachricht, dass er sich von großen Teilen seines kanadischen Öl- und Gasgeschäfts trennen wird, woraufhin die Anteilsscheine bei Anlegern stark gefragt waren.
13,3 Mrd. US-Dollar sehr ansehnlicher Verkaufspreis
Für insgesamt 13,3 Mrd. US-Dollar veräußern die Amerikaner ihren Anteil an einer Ölsand-Partnerschaft wie ein Gasprojekt an Cenovus. Durch die größte Abspaltung in der Firmengeschichte von ConocoPhillips, die gleichzeitig der fünftgrößte jemals vereinbarte Deal im kanadischen Energiesektor ist, kann der Wettbewerber aus Calgary seine tägliche Fördermenge rund verdoppeln.
Cleverer Schachzug
Insgesamt erscheint der Verkauf zu diesem Preis ein cleverer Schachzug von ConocoPhillips zu sein. Zum einen können die Amerikaner dadurch einen Teil des doch recht hohen Schuldenbergs abbauen. Darüber hinaus versprechen Ölsand- und konventionelle Erdgas-Projekte nur mäßige Renditen. Bei den momentanen Notierungen des Schmierstoffs der Weltwirtschaft lohnen sich viele Ölsand-Lagerstätten nicht oder kaum noch. Nicht viel anders sieht es im Gassektor aus.
Und nicht zuletzt ist die Ölsand-Förderung ein extrem schmutziges und ökologisch höchst fragwürdiges Geschäft. Insofern verwundert es nicht, dass zuvor bereits Royal Dutch Shell und Marathon Oil entsprechende Lagerstätten in der gleichen Region abgegeben haben.
Auch wenn aus technischer Sicht weiter fallende Notierungen drohen, ist die Aktie von ConocoPhillips für Anleger, die zumindest von moderat steigenden Rohölpreisen ausgehen, eine Überlegung wert, obwohl das Papier anfälliger gegen fallende Öl-Notierungen ist, nachdem das Downstream-Geschäft im Wesentlichen aufgegeben wurde.