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GB / Fall Skripal: Mischte der BND mit?

Innenpolitiker sehen Fall Skripal nach BND-Enthüllung plötzlich in einem neuen Licht. Zuvor wurde jedoch Russland von Medien und Politik die Alleinschuld gegeben.

 

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sieht den Fall Skripal nach den jüngsten Enthüllungen über den Erwerb des Nervengiftes Nowitschok durch den Bundesnachrichtendienst (BND) in einem neuen Licht.

„Dieser Fall erschüttert schon ein Stück weit die Argumentationskette, nur die Russen hätten einen derartigen Anschlag mit Nowitschok verüben können“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe).

„Insofern ist es sinnvoll, dass dieser Vorgang sorgfältig aufgeklärt wird – und nicht vorschnelle Vorverurteilungen stattfinden. Man sieht nämlich jetzt, wie man dann angesichts einer neuen Faktenlage in Erklärungsnöte gerät.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, André Hahn, pflichtete dem mit den Worten bei: „Die Aussage der Bundesregierung, es gebe keine andere nachvollziehbare Erklärung, ist vom Tisch. Jetzt gibt es zumindest eine andere ebenfalls plausible Option. Das ist schon ziemlich krass.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Konstantin von Notz, erklärte der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Es wäre gut gewesen, wenn vorher kommuniziert worden wäre, dass westliche Nachrichtendienste über eine Probe und die entsprechende Formel verfügen.“

Er fügte allerdings hinzu, aus seiner Sicht ändere sich durch den jetzt bekannt gewordenen Umstand an der Sachlage nichts. „Der Tatverdacht, der im Raum steht, ist weitgehend schlüssig“, so von Notz. „Es gibt zwar keine Smoking Gun. Aber es gibt Plausibilitäten. Und diese Plausibilitäten weisen nach Russland.“

Das Nervengift Nowitschok gilt als eine der tödlichsten je entwickelten Chemie-Waffen. Ihr mutmaßlicher Einsatz gegen den ehemaligen russisch-britischer Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter im März im britischen Salisbury führte zu einer diplomatischen Krise zwischen Moskau und dem Westen.

Ohne Beweise vorzulegen, hatte die britische Regierung von Premierministerin Theresa May Moskau für die Attacke auf Skripal verantwortlich gemacht. 15 EU-Staaten wiesen Diplomaten aus.

Moskau hatte die Vorwürfe bestritten und Beweise eingefordert. Die Vorwürfe wirkten plausibel, eben weil Skripal ein russisch-britischer Doppelagent war und Nowitschok in Russland entwickelt wurde.

Nun freilich berichteten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR sowie die Wochenzeitung „Die Zeit“, ein russischer Überläufer habe dem BND in den 1990er-Jahren eine Probe des Stoffes beschafft. Diese sei dann in einem Labor in Schweden analysiert worden.

Zwar sei ungewiss, was aus der Probe geworden sei, heißt es. Zweifelsfrei seien neben Deutschland indes noch mindestens fünf andere westliche Staaten in den Besitz der Formel gelangt.

Das wiederum bedeutet, dass zumindest das Knowhow über die Herstellung von Nowitschok seither weiter verbreitet ist, als bisher angenommen wurde – sodass auch der Kreis der potenziell Tatverdächtigen im Fall Skripal größer ist.

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