Guttbye: Es reicht Herr von und zu Guttenberg! Will Guttenberg als Märtyrer enden? Es gibt Politiker, die zu spät erkennen, was die Stunde geschlagen hat. Honecker, Mubarak und Gaddafi sind nur einige davon aus der Politszene.
von Dr.-Ing. Artur P. Schmidt
Es gibt Politiker, die zu spät erkennen, was die Stunde geschlagen hat. Honecker, Mubarak und Gaddafi sind nur einige davon aus der Politszene. Auch wenn man Guttenberg keine diktatorischen Züge nachsagen will, so gleicht seine aktuelle Realitätsfremdheit der von totalitären Herrschern kurz vor dem Sturz. Anders als die Bischöffin Margot Käßmann, der weit weniger angekreidet werden konnte, will er keine Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten ziehen.
Doch die Stimmung gegen Ihn beginnt zu bröckeln. Die Töne, auch aus den eigenen Reihen, werden immer lauter und auch von Seiten der Opposition und der Wissenschaft deutlich aggressiver. Dies kann auch gefährlich für das Leben des Adeligen werden, da politische Morde und Mordversuche in Deutschland durchaus Tradition haben. Wer derart polarisiert wie der rechtslastige zu Guttenberg darf sich nicht wundern, wenn er früher oder später ähnlich wie damals der linkslastige Rudi Dutschke zur Zielscheibe eines Anschlages wird. Der Plagiator will nicht einsehen, dass er mittlerweile die gesamte akademische Elite Deutschlands gegen sich hat, da er diese als Vollidioten hinstellt, wenn sein Verhalten ohne politische Konsequenzen bliebe.
Sein Im-Amt-Bleiben degradiert den Doktortitel zu einem wertlosen Stück Papier, welches wichtige wissenschaftliche Arbeit zu einer Großen Schummelei verkommen lässt. Dies kann und darf von Seiten der Wissenschaft nicht kampflos und von Seiten der Staatsanwaltschaft schon gar nicht ohne Anklage wegen Betruges hingenommen werden. Dass die Kanzlerin hier Durchhalteparolen ausgibt, zeigt nur eines, dass Frau Merkel mit ihrer „Duo Infernale“-Doktrin in die Endzeitstimmungsmentalität des Führerbunkers hinabgleitet.
Ihr Verhalten wird den Untergang der CDU als Volkspartei, ja möglicherweise sogar eine Spaltung hervorrufen, wenn Sie sich nicht entschlossen von zu Guttenberg distanziert. Aufgrund der erdrückenden Beweislage ist eine Verurteilung Guttenbergs wegen Betruges so sicher wie das Amen in der Kirche. Deshalb wird sich ein Im-Amt-Bleiben des Plagiators als tödlicher Bumerang für die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin erweisen.
Es geht um Glaubwürdigkeit
Mit seiner Mischung aus Sturheit, Rechthaberei und katholischer Provinzialität wird sich zu Guttenberg nicht im Amt halten können. Als letzter Kämpfer eines spätkapitalistischen Deutschland wird er sich nicht gegen den Willen der Massen stemmen können. Die Kanzlerin unterschätzt das revolutionäre Potential der deutschen Facebook-Generation. Merkel wird im Wahljahr 2011 ihren persönlichen Supergau erleben und genau genommen hat sich auch nichts Besseres verdient.
Ihr Umgang mit Journalisten ist genauso selbstgerecht wie der des Hochstaplers, der ihr bei den nächsten Wahlen keine Wählerstimmen bringen, sondern die CDU von einem Debakel zum nächsten führen wird. Guttenberg wird nicht der erhoffte Stimmenbringer sein, sondern der Sargnagel auf die Kanzlerschaft von Angela Merkel sein, die sich in ihrer eigenen Selbstverblendung suhlt.
Guttenberg scheint nicht zu erkennen, dass er immer mehr zu einem Problem der CDU wird, ja dass ein Festhalten an seinem Amt sogar einen Bruch der Koalition mit den Liberalen heraufbeschwören kann. Selten hat ein Politiker die Leistungen der Wissenschaft derart missachtet als der selbsternannte Gralshüter der deutschen Politik. Guttenberg scheint nicht zu verstehen, dass die Hochschulen ein Ort der geistigen Freiheit sind und dass er diese Freiheit mit Füssen tritt, wenn er im Amt bleibt.
Beichtstuhl kein Ersatz für Rücktritt
Guttenberg verkörpert einen Konservatismus, der sich selbst überlebt hat, auch wenn er eigentlich etwas anderes sein wollte. Er wäre nur dann kein trojanisches Pferd, ein Wolfs im Schafspelz, wenn er das Rückgrat hätte abzutreten. Doch dazu fehlt ihm der Mut. Es zeigt sich, was für ein kleinkarierter Warmduscher der Mann ist, der seinen Wählern weiß machen wollte, dass er der „Auserwählte ist“, der anders ist als all die anderen Politiker.
Ja, er ist anders, denn sein Verhalten ist noch viel schlimmer als man es von den übelsten konservativen Vertretern je erwarten konnte. Das Verhalten von Guttenberg lässt sich nicht durch den katholischen Beichtstuhl lösen, sondern nur dadurch dass er ethisch handelt. Ein solches von Ethik geleitetes Handeln kann nur der sofortige Rücktritt sein. Dies ist der kategorische Imperativ, den man von einem konservativen Hochstapler einfordern muss, der Moral gerne von anderen einfordert, wie die Entlassung von Generälen in der Bundeswehr offenbart, die Moral von seiner eigenen Geschichte jedoch nicht kennt.
Wenn Guttenberg die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft in Deutschland erhalten will, dann muss er sofort von allen Ämtern zurücktreten. Es kann in diesem Fall kein Aussitzen und kein Taktieren geben. Guttbye Mr. Guttenberg!