Bundesbank bewertete depfa-Papiere zu hoch – Notenbank verlässt sich auf Datenanbieter – „WM Datenservice“ zu 50 Prozent im Besitz der Geschäftsbanken
Die Bundesbank hat eingeräumt, sich bei der Annahme von Wertpapieren auf einen externen Datenanbieter mit Namen „WM Datenservice“ verlassen zu haben, der seinerseits mit deutschen Banken verbandelt ist. Das berichtet die „Welt“ in ihrer Mittwochsausgabe.
Offenbar aufgrund von falschen Angaben der WM Datenservice waren 22 Sicherheiten einer irischen Tochter der Pleitebank Hypo Real Estate (HRE) zwischen dem 8. Oktober 2010 und dem 24. Februar 2011 mit einem zu hohen Rating ausgestattet, was den Besitzern der Papiere geldwerte Vorteile von etwa 52 Mio. Euro verschaffte. Erst nach wiederholten Anfragen wurden diese 22 bei verschiedenen Notenbanken des Eurosystems gelisteten Papiere der „depfa plc“ Ende Februar herabgestuft. Die depfa, Tochter der HRE, hatte mit gefährlichen Papieren jongliert und gilt als eine Urheberin der Finanzkrise.
Die WM Datenservice wiederum befindet sich über eine Beteiligungsgesellschaft zu 50 Prozent im Besitz eines Konsortiums aus zwölf Banken, darunter Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, das Bankhaus B. Metzler und die Credit Suisse First Boston. Auf die Frage, ob eine der an WM Datenservice beteiligten Banken im fraglichen Zeitraum depfa-Papiere gehalten habe – was auf einen potenziellen Interessenkonflikt schließen ließe – antwortet die Bundesbank: „Aus Vertraulichkeitsgründen können wir keine Auskunft zu eingereichten Sicherheiten und dem Refinanzierungsverhalten einzelner Banken geben.“ Als Grund für die fehlerhafte Bewertung nennt WM Datenservice „die neue, fachlich überraschende und uns nicht kommunizierte Praxis von Ratingagenturen, für gleiche Sachverhalte unterschiedliche Ratinginformationen zu veröffentlichen.“