Die Euro-„Rettung“ ist die größte wirtschaftliche und politischen Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Es geht ums Ganze: Geldwert, Wohlstand, Demokratie und Freiheit. Der begonnene Fiskalsozialismus gefährdet am Ende alles.
Thorsten Kraemer, scheidender Aufsichtsratsvorsitzender der freenet AG, gab im Rahmen der letzten Hauptversammlung eine Aufsehenerregende persönliche Erklärung zum Zustand des Euro ab: Staatsstreich gegen das eigene Volk . Es ist eine realistische und bittere Abrechnung mit der "Rettungspolitik" und ihren fatalen Konsequenzen. Die Erklärung fand in den Mainstream-Medien kein Interesse. MMnews veröffentlicht hier das Interview aus der Printausgabe von Smart Investor, Augustausgabe.
Smart Investor: Herr Kraemer, was waren Anlass und Motivation für Ihre persönliche Erklärung auf der Hauptversammlung der freenet AG?
Kraemer: Ich kann mich ja nicht nur ständig in meinem privaten Umfeld äußern und gleichzeitig als im öffentlichen Leben stehende Person den Mund halten. Also habe ich meinen Sorgen und meiner Verärgerung Luft verschafft.
Smart Investor: Warum ist aus den Führungsetagen der Wirtschaft so wenig Kritisches zur aktuellen Entwicklung der Verschuldungskrise zu hören? Allenfalls „ehemalige“ oder „scheidende“ Funktionsträger machen ihrem Ärger Luft ...
Kraemer: Nun – da gibt es ja zwei, nein, eigentlich drei Gruppen: Die erste sind verantwortungslose Repräsentanten führender Exporteure, die aggressive Lobbyarbeit dafür betreiben, der deutsche Steuerzahler möge doch bitte die Subventionierung der Zahlungsbilanzen und des Wechselkurses der Club-Med-Staaten fortsetzen, damit die Windfall-Profits weiter fließen können. Das läuft unter der Platitude „Euro-Rettung“, und die sei die eingesetzten Mittel allemal wert.
Dann gibt es eine große Gruppe, die sich wegen Geschäftsbeziehungen zur ersten Gruppe oder zwecks Pflege ihrer Kontakte zur Regierung lieber sehr diplomatisch äußert oder schweigt, und schließlich eine kleine Gruppe unabhängiger Leute, die sich konkret äußern.
Smart Investor: Im Zusammenhang mit der Euro-„Rettung“ sprechen Sie von der „größten wirtschaftlichen und politischen Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Von welchen Dimensionen gehen Sie da aus?
Kraemer: Es geht ums Ganze: Geldwert, Wohlstand, Demokratie und Freiheit. Der begonnene Fiskalsozialismus gefährdet am Ende alles.
Smart Investor: Sie sprachen sogar von einem „finanziellen Staatsstreich“. Was bleibt dem Bürger, wenn ausgerechnet in Deutschland wieder einmal alle demokratischen Kontrollinstanzen (Opposition, Bundesverfassungsgericht, Bundespräsident) in vorauseilendem Gehorsam ausfallen?
Kraemer: Sie haben noch eine Kontrollinstanz vergessen: die Presse. Sie gehört weitgehend zur eben genannten zweiten Gruppe und versagt damit ebenfalls, wobei Smart Investor eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen ist. Und das Staatsfernsehen fällt als Propagandaorgan von Union und SPD ebenfalls aus.
Zu Ihrer Frage, was man tun kann: Nun, eine außerparlamentarische Opposition ist angesichts der Diffamierung durch den Mainstream in den Kreisen, die das Ausmaß der drohenden wirtschaftlichen Verwüstung durch die „Rettungspolitik“ verstehen, offenbar keine funktionierende Option. Also stimmen die Bürger zunächst am Kapitalmarkt und dann mit den Füßen ab. Ich habe bereits seit Januar 2010 keine Euros mehr und bereite mich auch persönlich bereits darauf vor, das sinkende Schiff zu verlassen.
Interview: Ralph Malisch www.smartinvestor.de