Frankreichs Ex-Botschafter de Montferrand warnt vor Zerfall der Euro-Zone: Das wäre „Doppelselbstmord“. „Eine überbewertete Mark oder ein teurer Euro im kleinen nordeuropäischen Kreis würde deutsche Exporte torpedieren.“ Zugleich könnte Frankreich seine Schuldenlast nur schwer bedienen.
Der frühere französische Botschafter in Berlin, Bernard de Montferrand, hat vor einem Zerfall der Euro-Zone gewarnt. „Das Ende des Euro wäre ein Doppelselbstmord:“, sagte de Montferrand der „Berliner Zeitung“ (Freitagausgabe) und fügte hinzu: „Eine überbewertete Mark oder ein teurer Euro im kleinen nordeuropäischen Kreis würde deutsche Exporte torpedieren.“ Zugleich könnte Frankreich seine Schuldenlast nur schwer bedienen.
De Montferrand war von 2007 bis Sommer 2011 französischer Botschafter in Berlin. Seine Erfahrungen hat er als Ko-Autor in einem Buch niedergelegt (France Allemagne – L“Heure de vérité – Deutschland-Frankreich, Stunde der Wahrheit). Er würdigte die Anstrengungen von Kanzlerin Angela Merkel für die Euro-Rettung . „Wenn sich der Spekulationsnebel verzogen hat, wird man sehen, dass wir das europäische Haus vergrößert haben“, sagte er dem Blatt weiter. „Wir haben drei neue Pfeiler: strengere Defizitregeln, die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität und die reorganisierte Euro-Gruppe. Damit sind wir einer europäischen Wirtschaftsregierung näher gekommen.“
Im Gegensatz zu jüngsten Äußerungen im französischen Wahlkampf sieht er das deutsch-französische Verhältnis nicht belastet. „Man versteht auch oft nicht, warum in Deutschland Entscheidungsprozesse so lange dauern. Man übersieht, dass die Kontrolle der Regierung durch das Parlament stärker ist als in Frankreich“, sagte de Montferrand dem Zeitung . Zugleich warb er für Verständnis für die Unterschiede zwischen beidenLändern. „Wir sind eher einer formalen Gleichheit verpflichtet, während in Deutschland die Chancengleichheit gemeint ist. Tatsache ist, dass die Ungleichheit in Frankreich im OECD-Raum vergleichsweise wenig, in Deutschland aber am stärksten zugenommen hat. Dafür haben wir mit die höchste Arbeitslosigkeit. Und ist Arbeitslosigkeit nicht die größte Ungleichheit?“