Deutsche Ökonomen sollen Geldquellen offenlegen. Künftig sollen Wirtschaftswissenschaftler, wenn sie Studien veröffentlichen, „alle in Anspruch genommenen Finanzierungsquellen, Infrastruktureinrichtungen und sonstigen externen Unterstützungen“ angeben.
Deutschlands Wirtschaftsprofessoren wollen einen Ethikkodex beschließen, um durch Transparenzregeln mögliche Interessenkonflikte aufzudecken und die Objektivität der Wissenschaft zu sichern. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) in ihrer Donnerstagsausgabe.
Der Ethikkodex ist eine Kernforderung eines neuen „Kodex des guten wissenschaftlichen Verhaltens für Ökonomen“, über den die rund 3800 Mitglieder, darunter 1500 Professoren, des Ökonomen-Vereins für Socialpolitik (VfS) vor ihrer Jahrestagung in Göttingen abstimmen. Künftig sollen Wirtschaftswissenschaftler, wenn sie Studien veröffentlichen, „alle in Anspruch genommenen Finanzierungsquellen, Infrastruktureinrichtungen und sonstigen externen Unterstützungen in Form einer Fußnote oder einer ausführlichen Dokumentation auf der Webseite des Autors“ angeben, heißt es im Kodex-Entwurf, über den die F.A.Z. vorab berichtet.
Die deutschsprachigen Ökonomen folgen damit dem Beispiel der American Economic Association, die nach einer Reihe von Skandalen und viel Kritik einen Ethikkodex beschlossen hat. Hintergrund waren schwere Vorwürfe – etwa in dem Film „Inside Job“ über die Finanzkrise –, dass namhafte Professoren sehr hohe Honorare von Banken, Unternehmen oder Wirtschaftsverbänden erhalten hatten und zugleich die Gesetzgeber in Regulierungsfragen beraten oder sich öffentlich dazu geäußert hatten.
Einige Ökonomen hatten in der Finanzbranche Millionen verdient. Nach den neuen amerikanischen Statuten muss künftig jeder Wissenschaftler offenbaren, ob er in den vergangenen drei Jahren Berater oder Gutachter für interessengeleiteten Organisationen war und dabei mehr als 10.000 Dollar Honorar erhielt.
Der Ethikkodex der deutschsprachigen Volkswirte fordert nun, dass sie in wissenschaftlichen Arbeiten alles offenlegen, was auch nur potentiell zu Interessenkonflikten oder Befangenheit des Autors führen könnte. In Deutschland ist allerdings kein einziger auch nur annähernd vergleichbarer Fall eines „akademischen Großverdieners“ wie in Amerika bekannt, schreibt die F.A.Z. Weitere Punkte im Kodex sind strengere Vorgaben, um die Forschung transparenter zu machen: Beispielsweise sollen die Ökonomen ihre Datensätze öffentlich machen, um die Ergebnisse nachvollziehbar zu machen. Auch sollen sie sämtliche Quellen angeben.
Eine jüngst veröffentlichte große Umfrage ergab, dass es unter akademischen Volkswirten auch Schummeleien gibt. Mehr als ein Fünftel der befragten Ökonomen aus Europa gab „fragwürdige wissenschaftliche Praktiken“ zu. „Wissenschaftliche Gutachten sind unvoreingenommen und ergebnisoffen zu erstellen. Das Ergebnis der Analyse soll von der Interessenlage des Auftraggebers unbeeinflusst sein“, heißt es nun laut F.A.Z. im deutschen Ethikkodex-Entwurf.
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