Starökonom Rogoff: "Euro-Desaster vorerst vom Tisch". Harvard-Professor hält langfristig mehr Rechte für Brüssel für notwendig. - "Allerdings schafft das nur vorübergehend Luft".
Der prominente US-Ökonom Ken Rogoff hält die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone nach dem ESM-Urteil des Bundesverfassungsgerichts für vorerst gebannt. "Die Verfassungsgerichtsentscheidung räumt zunächst das unmittelbarste Szenario eines Euro-Desasters vom Tisch - und das ist sicherlich eine gute Sache", sagte der Harvard-Professor der Financial Times Deutschland (Donnerstagausgabe). "In Verbindung mit dem jüngsten Richtungswechsel der Europäischen Zentralbank dürfte die deutsche Gerichtsentscheidung dazu beitragen die Peripherieländer kurzfristig zu stabilisieren", so Rogoff.
"Allerdings schafft das nur vorübergehend Luft", sagte der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Langfristig braucht es eine sehr viel tiefer gehende politische Union als derzeit angedacht ist. Es braucht eine substantionelle Übertragung nationaler Souveränität nach Brüssel. Andernfalls fehlt den potenziell signifikanten und anhaltenden Transferszahlungen, die mit den jüngsten Entscheidungen einher gehen, die politische Legitimation. Längerfristig sind wir also immer noch weit entfernt von einer stabilen Lage."