Die EU-Kommission will Biodiesel quasi abschaffen und stattdessen das ebenso umstrittene Bioethanol stärker fördern. „Studien haben ergeben, dass die Kohlendioxid-Bilanz je nach Art der Biokraftstoffe sehr unterschiedlich ausfällt. Wir setzen in Zukunft auf jene Biokraftstoffe, die am meisten CO2 einsparen“.
Die EU-Kommission will Biodiesel quasi abschaffen und stattdessen das ebenso umstrittene Bioethanol stärker fördern. Die Kommission bestätigte entsprechende Befürchtungen der Biodiesel-Branche. Der Grund ist, dass Ethanol – etwa aus Getreide und Zuckerrohr – angeblich klimaschonender ist als Biodiesel aus Ölfrüchten.
Die Umsetzung der Pläne könnte bedeuten, dass die umstrittene zehnprozentige Beimischung von Ethanol zu Benzin (Sorte E10) deutlich angehoben werden muss – etwa, indem Sorten wie E15 oder E25 eingeführt werden. Auch mehr Verkauf von E85 für entsprechend ausgerüstete Autos wäre denkbar.
Vor zwei Wochen hatte die EU-Kommission bekanntgegeben, den Ausbau abzubremsen und die Biosprit-Nutzung auf heutigem Niveau zu belassen. Gleichzeitig werden durch die Direktive strenge Klimaschutzauflagen eingeführt. Zunächst war über das Aus für E10 spekuliert worden Übersehen wurde dabei, dass im Kleingedruckten der Direktive der Klimaschutzfaktor einzelner Biospritsorten bestimmt wird.
Eine Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger bestätigte der Berliner Zeitung (Dienstag-Ausgabe), dass es eine Verschiebung zugunsten von Ethanol geben wird. „Studien haben ergeben, dass die Kohlendioxid-Bilanz je nach Art der Biokraftstoffe sehr unterschiedlich ausfällt. Wir setzen in Zukunft auf jene Biokraftstoffe, die am meisten CO2 einsparen“, sagte die Sprecherin.
Die Festlegung basiert auf umstrittenen Studien, die Landnutzungsänderungen untersuchen. Damit soll der Gefahr Rechnung getragen werden, dass zum Beispiel Biospritanbau auf Weideland in Brasilien stattfindet und für Ersatz-Weideflächen der Regenwald abgeholzt wird.
Die Biokraftstoffverbände in Deutschland und Europa sind durch die Pläne der EU-Kommission alarmiert. Eine Sprecherin des europäischen Verbandes für Pflanzenöle (Fediol) sagte der Berliner Zeitung, es sei nach den neuen Regeln „völlig unmöglich“, Biodiesel weiter dem herkömmlichen Diesel beizumischen.
Der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), Elmar Baumann, sagte der Berliner Zeitung: „Der Vorschlag bedeutet das Aus für europäischen Biodiesel und auch für Biodieselimporte aus Übersee.“ Die Annahmen über den fehlenden Klimanutzen von Biodiesel seien aber falsch. Rechnerisch müsste sich laut VDB der Einsatz von Ethanol vervielfachen, um die Abschaffung von Biodiesel zu kompensieren.
Ein Erhöhung des Ethanol-Verbrauchs wäre schwer durchsetzbar. E10 hat eineinhalb Jahre nach Einführung in Deutschland nur einen Marktanteil von 14,6 Prozent und wird von Umwelt- und Ernährungsorganisationen kritisiert.