Kommt ein Iran-Krieg? Nicht nur in Iran: die Zeitbombe tickt auch gesellschafts- und wirtschaftspolitisch. US-Wahlkampf als Kampf der Systeme. Finanzille Repression als Ausweg? Versicherungen und Pensionskassen im Anlagenotstand. Weltbörsen noch stabil in Hausselaune. Nur Konsolidierung, aber kein Crash zu erwarten. Neue Denkanstöße nicht nur von Steinbrück erwünscht. Mehr Kooperation notwendig.
von Andreas Männicke
„Survival of the fittest“ war der Leitsatz für das Denken in Schulen, Universitäten und Vorstandsetagen der letzten Epoche. Leistungsanreize werden über materielle Dinge wie Geld und Gewinn definiert. Wer keine „Leistung“ bringt wird rausgeschmissen. Und wer rausfällt, ist nichts mehr wert in der darwinistischen Marktwirtschaft. Mitt Romney, ein Multimillionär mit einem Einkommensteuersatz von 14%!, bezeichnet die Hälfte der Obama-Wähler als „Sozialschmarotzer“, womit er ein Eigentor oder auch für Obama eine Steilvorlage geschossen hat. Mitt Romney schließt auch einen Militärangriff gegen den Iran als „ultima ratio“ nicht aus. Obama will von diesem Lärm von außen vor der Präsidentschaftswahl am 6. November nichts wissen. Wenn ein Iran-Krieg kommen sollte, ändert sich schlagartig alles in der Welt, nicht nur an der Börse, das sollten Sie wissen.
Ich habe das Gefühl, dass wir in den nächsten Jahren gesellschafts- und wirtschaftspolitisch – mit dem Rücken zur Wand - vor einem epochalen Paradigmawechsel stehen werden, wo sich vieles verändern wird, weil sich vieles verändern muss. Die Jahre 2013 bis 2015 werden die Menschheit vor große Herausforderungen stellen. Die nächste Generation wird in Europa auch durch das demografische Problem und der fast zwangläufigen Altersarmut vor sehr viel größeren Herausforderungen stehen als wir es heute glauben.
Alte Systeme kommen schon bald an die Grenzen der Belastbarkeit oder implodieren. Die EZB versucht nun in Kombination mit dem ESM das Problem zeitlich nach hinten zu verschieben, was aber auch nur eine temporäre Notlösung ist. Die Regierung sollte schnell aufklären, was gerade passiert, damit es die Bevölkerung auch mitbekommt. Was nicht passieren darf, ist ein Bankenrun, denn dann sind alle Banken ganz schnell pleite. Einige werden dann von einem Systemschock reden, der sich aber schon jetzt abzeichnet, wenn man dem nicht rechtzeitig entgegenwirkt.
Wir brauchen dann, wenn wir uns mehr gegenseitig helfen, auch weniger Staat und weniger Staat (=mehr sich selbst unterstützende Privatwirtschaft) bedeutet auch Entschuldung durch mehr Privatwirtschaft, die sich gegenseitig hilft. Dies ist machbar, aber warum wird es nicht gemacht? Der Ruf nach dem Staat, wenn man beim Sozial-Darwinismus rausfliegt, ist der falsche Weg. Richtig ist dann der Ruf nach der Familie und nach Freunden, nach dem Machbaren und nach der sich selbst organisierenden Gemeinschaft. Das Ziel muss dann sein: Hilfe durch Selbsthilfe. Hier sind auch Bartergeschäfte und eine Art Tauschwirtschaft (nicht nur) unter Familienangehörigen, Freunden und Bekannten als neues Modell denkbar. Warum gibt es eigentlich so wenige Tauschbörsen und so viele Geldbörsen auf der Welt? Dies ließe sich ändern, um auch das Leben von sozial schwachen Gruppen lebenswerter zu machen. Diese Kooperations-Idee hat also viele Facetten und sie muss weltweit Geltung bekommen. Toleranz und Respekt vor dem anderen sind die Grundvoraussetzungen jeglichen menschlichen Miteinanders. Wir brauchen auch Sponsoren, die diese Kooperation-Ideen fördern. Bitte melden Sie sich bei Interesse bei mir.
Dann lassen sich auch Konflikte wie dem Iran-Konflikt meistern. Warum fliegt Obama nicht nach Iran und beginnt einen konstruktiven Dialog, auch mit Russland und China? Es ist hier fünf vor zwölf. Alle Vertreter eines Landes wollen auf Augenhöhe miteinander verhandeln. Auch dabei geht es um Respekt und Taktgefühl. Wer das nicht kapiert, muss später Kriege führen zum Leidwesen der ahnungslosen Bevölkerung, wo es nur Verlierer und keine Gewinner geben wird.
Netanjahu hat hier allerdings recht, aber weniger wegen der angeblichen Atombombe, die Iran bauen will. Die Zeitbombe tickt, auch für die vernetzte Weltgemeinschaft. Noch scheint die Börse nicht diese Gefahr sehen zu wollen. Um es ganz klar zu sagen: Ein Iran-Krieg könnte eine Weltwirtschaftskrise in 2013 auslösen, nicht nur weil dann die Ölpreise explodieren würden. Alle Industrieländer sind viel zu hoch verschuldet, was die Belastbarkeit der Systeme im nächsten Jahr auf das Äußerste steigern wird, bis es implodiert oder explodiert. An der Börse wäre dies dann ein Crash. Bei einer neuen globalen Rezession (wie in 2009 nach dem Lehman Brothers-Schock in 2008)) wären den Notenbanken und Regierungen die Hände gebunden, da alle Möglichkeiten einer Konjunkturankurbelung schon ausgeschöpft sind. Es besteht dann also kein Handlungsspielraum mehr. Dies darf also nicht passieren, kann aber durch „black swans“ passieren.
Nun ist es heraus, was schon Alt-Kanzler Helmut Schmidt wollte: Peer Steinbrück ist nun der neue Kanzlerkandidat der SPD, weil er angeblich Rezepte hat, um Deutschland und Europa zu retten. Sein Hauptthema ist wie bei Obama soziale Gerechtigkeit und die Bändigung der bösen Finanzmärkte. Dadurch will er mehr Vertrauen schaffen, wobei immer noch mehr Angela Merkel in Wirtschaftsfragen vertrauen. Aber auch das Steinbrück-Vorhaben geht in diesem System aber offensichtlich nicht ohne Wachstum oder es kommt zur „Verteilungslösung“ von oben nach unten wie es Hollande in Frankreich jetzt praktizieren will. Hollande will 10 Mrd € einsparen, aber auch Steuermehreinahmen durch Umverteilung in Höhe von 20 Mrd €. Damit will er seinen Haushalt sanieren. Jeder, der mehr als 1 Mio. € verdient, wird jetzt in Frankreich zur Kasse gebeten. Das kann aber auch schnell in die Rezession führen. Spanien und Italien legten auch neue Sparprogramme vor, die aber zu Streiks und Tumulten auf die Straßen führten. In Griechenland ist dies schon ein Dauerzustand seit einigen Jahren, was aber nur die Rezession verschärfte. Diese Bilder von gewaltsamen Demonstrationen werden sich wohl fortsetzen und dabei wird er Frust der Jugend aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit immer größer. Damit steigt aber auch die Gewaltbereitschaft.
Nun droht auch eine große Gefahr, dass Großbritannien in eine Rezession gerät und im nächsten Jahr trotz aller Sparpläne das höchste Haushaltsbilanzdefizit in Europa haben wird. Die City of London, die Bastion der freien, ungezügelten Kapitalmärkte, gerät damit auch in Gefahr, angegriffen zu werden,- nicht nur von Steinbrück in Zukunft.
In vielen Bereichen ist der „point of no return“ jedoch schon überschritten ohne dass wir es merken. Schreiben Sie mir bitte, wie Sie darüber denken und wie es in Zukunft weitergehen soll. Wir brauchen jetzt viele neue gesellschafts- und wirtschaftpolitischen Denkanstöße, aus ganz egoistischen Motiven der besseren individuellen Zukunftsgestaltung – und auch, ganz nebenbei, für eine stabilere und besser kalkulierbare Börsenentwicklung. Die Börse machte sich zuletzt zum Sklaven der Entscheidungen der FED und EZB. Hoffentlich bleibt das nicht so!
Gefährlich wird es schon, wenn die Inflation in der westlichen Welt nachaltig über 5% anziehen sollte, denn dann müssen die Notenbanken reagieren. Unklar bleibt, wie sich der Aufkauf von Staatsanleihen und damit die Ausweitung der Geldmenge mittelfristig auswirken wird. Noch haben wir mehr ein deflationäres Szenario, wo Inflation noch kein Thema ist. Bei einer restriktiven Geldpolitik der FED oder der EZB ist aber ein Crash möglich, den auch keiner haben will. Auf der anderen Seite könnte der Bubble in US-Staatsanleihen und Bundesanleihen zu einem Problem für alle Versicherungsunternehmen der Welt werden, die den Garantiezins in Zukunft wohl kaum mehr bezahlen können. Ein Ausweg wäre die „Flucht“ in Aktien, die dann eine Aktienhausse auslösen würde.
Dazu werden die Versicherungsunternehmen aber wohl nicht den Mut aufbringen, den sie aufbringen müssten. Auf der anderen Seite sind viele Staatsanleihen für Versicherungen jetzt auch tabu, wie die Allianz jüngst mitteilte. Es herrscht also akuter Anlagenotstand bei Versicherungen und Pensionskassen und das sind immer noch die größten Kapitalsammelbecken der Welt. Ein erneuter Schuldenschnitt in Griechenland, der bevorsteht. wäre für den Allianz-Chef Michael Diekman, der 1,6 Billionen € verwaltet, ein absolutes „Horror-Szenraio“. Ich sehe aber keinen anderen Ausweg, nicht nur für griechische Anleihen. Die Troika wird im Oktober über die nächste Kredit-Tranche nach Griechenland entscheiden, die Griechenland aber nicht retten kann.
Man muss jetzt radikaler vorgehen, um eines Systemschock kurzfristig zu vermeiden. Irgendwann muss es einen globalen Schuldenschnitt oder zumindest einen Schuldenschnitt bei den zu hoch verschuldeten Ländern als ultima ratio geben und dann beginnt einen neue Welt des Denkens und Umdenkens. Wir werden das noch alle erleben und möglicherweise schon in 2013-2015. Es ist gut möglich, dass wir 2013-215 in eine neue Weltwirtschaftskrise schlittern, die dann aber auch ein Nachdenken, Umdenken, Querdenken und grundlegende Erneuerung des Systems mit dem Rücken zur Wand ermöglicht.
Die Anleger freuten sich im 3. Quartal auf die Entscheidungen der Notenbanken, die zu einer weltweiten Hausse führte. Aber auch die Anleger denken oft zu kurzfristig und sie sind nur auf das eigene Wohl aus. Der DAX stieg im 3Q12 um über 20% und der Dow Jones Index ist nur noch 4% vom Allzeit-Hoch entfernt. Dabei war der September entgegen der Statistik, die immer lügt, ein überaus erfolgreicher Börsenmonat. Der Monat Oktober ist als Crash-Monat bekannt. Ich glaube noch an keinen Crash, sondern nur an eine Konsolidierung, die sich in der weitern Septemberhälfte schon andeutete und im Oktober fortgesetzt werden könnte. Es ist jetzt enorm viel Liquidität im Markt, was die Börsen stützt und die Zinsen bleiben niedrig, also ein Eldorado für die Börse. Auf der anderen Seite dämpfen die Konjunktur- und Gewinnerwartungen der Unternehmen. Der IFO-Geschäftsklimaindex fiel schon das fünfte Mal in Folge. Im Oktober werden der Wahlkampf in den USA und die neuen Konjunkturdaten im Mittelpunkt stehen.
Der russische RTS-Index war im September sehr volatil und stieg erst auf 1600, um dann wieder unter 1500 Indexpunkte scharf zu korrigieren. Dabei fiel der Brentölpreis im September auch von 117 auf 111 USD/Barrel um sich dann leicht auf 112 USD/Barrel zu erholen Auch der WTI-Ölpreis fiel auf unter 90 USD/Barrel, was ein erstes Warnsignal ist. Die Moskauer Börse blieb damit trotz der niedrigsten Bewertung auf der Welt bisher nur ein Trading-Markt.