Der Regulierungswahn der Brüsseler Bürokraten ist nicht zu stoppen. Jetzt droht ein Verbot von Inhaltsstoffen bei Parfüm - angeblich wegen Allergiegefahr. Betroffen sind viele Marken, auch Duftklassiker. Parfüm-Industrie schlägt Alarm.
Nachdem sich die Brüsseler Bürokratie bereits erfolgreich ins Innenleben von Badeszimmernn einmischt und in Zukunft bestimmte Duschköpfe und Wasserhähne verbieten wil, knöpfen sich die Kommissare jetzt die Inhaltsstoffe von Parfüms vor.
Die Ingredenzien der Parfüms würden angeblich Allergien auslösen und eine Gesundheitsgefahr darstellen. Deshalb müssen Parfümhersteller in Zukunft nicht nur die Inhaltsstoffe ihrer Duftwässerchen offenlegen, sondern auf einige ganz verzichten - so will es jedenfalls die Bürokratie in Brüssel. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll Anfang des kommenden Jahres vorgestellt werden. Damit könnte es für Duftklassiker wie Chanel No. 5, Shalimar oder Opium schwierig werden.
Doch nicht nur die Streichliste sorgt für helle Aufregung in der Branche. Die Pläne der EU-Bürokraten könnten auch Licht in das bestgehütetste Geheimnis des 25 Milliarden Dollar schweren Wirtschaftszweigs bringen: Die Rezepturen. "Das ist ein Tabu in der Industrie. Die Leute haben Angst, etwas darüber zu sagen", betont Fflur Roberts von der Marktforschungsfirma Euromonitor.
Ein neues, für ganz Europa geltendes Gesetz würde nun aber deutlich gravierendere Einschnitte bei den Rezepturen bringen - insbesondere für die Düfte, die vor mehr als einem halben Jahrhundert kreiert wurden. Chanel No. 5 etwa, immer noch ein Bestseller, stammt aus dem Jahr 1921.
"Wenn dieses Gesetz kommt, bin ich am Ende, da meine Parfüms aus diesen Inhaltsstoffen bestehen", sagt Frederic Malle, Besitzer des Herstellers Editions de Parfums Frederic Malle. Die Folge des EU-Vorhabens für Luxus-Marken wäre "wie eine Atom-Explosion". "Es ist unerlässlich, Europas Geruchskulturerbe zu bewahren", mahnt auch der Luxuskonzern LVMH an, zu dem Dior und Guerlain gehören.