Bis zu 40.000 Mängel am BER – Derzeit arbeiten nur 300 Arbeiter auf der Baustelle. Wegen der erneuten Verschiebung des Eröffnungstermins prüfe der Flughafen, „ob der bereits identifizierte Kapitalmehrbedarf von 1,2 Milliarden Euro ausreichend sein wird“.
Die Zahl der Mängel am neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg hat sich nach Informationen des Nachrichtenmagazins FOCUS drastisch erhöht. Nach neuen Erkenntnissen des Fortschrittsberichts gehen die Kontrolleure bei ihrer Bestandsaufnahme auf der Flughafenbaustelle jetzt sogar von bis zu 40.000 Mängeln aus. Bislang war von 20.000 die Rede. Derzeit werden die Bauschäden je nach Schwere in die Kategorien eins bis vier eingeteilt. Die erste Abteilung erfasse grobe Missstände, die eine Eröffnung und Betriebserlaubnis des Flughafens gefährden. Als betriebsgefährdend gelten laut FOCUS bis zu 8.000 Mängel (20 Prozent), etwa Fehlfunktionen bei Brandschutz, Türen, Belüftung, Beschilderungen oder Datennetzwerken. In der vierten Kategorie erfassten die Inspektoren Bagatellen wie Setzrisse in Wänden oder kaputte Fensterscheiben. Diese leichten Bauschäden machten fast die Hälfte (bis zu 20.000) auf der Mängelliste aus.
Anfang April soll der „Fortschrittsbericht“ in einer Datenbank für jeden Baubeteiligten digital einsehbar sein. Ein Ausdruck Zehntausender Blätter wäre laut FOCUS unmöglich. Der zuständige Staatsekretär des Bundesverkehrsministeriums, BER-Aufsichtsratsmitglied Rainer Bomba (CDU), sagte FOCUS: „Mit diesem Instrument erreichen wir eine gnadenlose Transparenz. Für jede fehlende Schraube gibt es ein Datenblatt.“ Darauf seien Termine, Kosten, Maßnahmen und alle zuständigen Personen vermerkt. „Geschönte Berichte an den Aufsichtsrat sind jetzt nicht mehr möglich.“ Bomba glaubt „an eine lösbare Aufgabe“. Die Zahl der Mängel sei jetzt überschaubar.
Wie FOCUS weiter berichtet, sind laut einem „Sachstandsbericht BER“ für den Verkehrsausschuss des Bundestages derzeit nur „rund 300 Bauarbeiter auf der Baustelle beschäftigt“. Womöglich kämen auf Berlin, Brandenburg und den Bund weitere Mehrkosten hinzu. Wegen der erneuten Verschiebung des Eröffnungstermins prüfe der Flughafen, „ob der bereits identifizierte Kapitalmehrbedarf von 1,2 Milliarden Euro ausreichend sein wird“. Die Gesamtkosten liegen jetzt schon bei 4,3 Milliarden Euro. Eine „zeitnahe Benennung eines neuen Inbetriebnahmetermins für den BER“ sei nicht möglich, ebenso wie eine „detaillierte Einschätzung“ der Baukosten, heißt es in dem Bericht. Selbst die „grundlegende Bestandsaufnahme des real gebauten Zustandes“ könne erst im Sommer 2013 abgeschlossen werden.