Bundesbankpräsident Weidmann: Negativer Einlagezins hätte gravierende Konsequenzen. EZB "sicherlich nicht im Normalmodus, sondern eher im Krisenmodus."
In einem Exklusiv-Interview mit dem DAF warnte der Präsident der Deutschen Bundesbank, Dr. Jens Weidmann, vor einer weiteren Absenkung des Einlagesatzes unter Null Prozent, also einem dann negativen Einlagezins.
Im Gespräch mit dem DAF sagte Weidmann: "Die Entscheidung für einen negativen Einlagezins würde viel gravierendere Konsequenzen haben, als die Bewegung bis zur Nullzinsgrenze. Dies kann auch gegenläufige Effekte, unerwünschte Effekte produzieren. Insofern ist das sicherlich ein Schritt, den man besonders gründlich diskutieren muss."
Auch wenn auf der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag eine mögliche Zinssenkung diskutiert worden sei, so hätte sich das Bild durch die neuen Projektionen, so Weidmann weiter, ohnehin nicht wirklich verschlechtert. Weidmann sagte: "Es gab darüber eine Diskussion (Zinssenkung). Wir müssen aber auch sehen, dass die Projektionen, die wir vorgelegt haben, ja vor allem deswegen etwas schlechter ausfallen, als beim letzten Mal, weil wir mit einem statistischen Unterhang, also mit einem sehr schlechten Winterhalbjahr in das Jahr starten - der Jahresverlauf sich aber nicht deutlich von dem unterscheidet, was wir bisher angenommen haben. Und das gleiche gilt im Grunde auch für die Inflationsentwicklung. Die Inflation, die wir prognostizieren, ist unterhalb von zwei Prozent aber auch nicht sehr weit entfernt davon."
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bezeichnet Weidmann als "sehr akkomodierend". Man sei weiterhin, so Weidmann, "sicherlich nicht im Normalmodus, sondern eher im Krisenmodus."