Nach Luckes Einschätzung ist der Euro bereits „sichtlich gescheitert“. Ganz Europa werde in eine „tiefe, schwere Krise“ gestürzt. „Das mache ich fest an dem Niveau der Rezession, die über mehrere Jahre – in Griechenland jetzt schon seit sechs Jahren – in Südeuropa zu beobachten ist, an dem gravierenden Anstieg an Arbeitslosigkeit und an Jugendarbeitslosigkeit“, sagte er. Und an der Tatsache, dass die Leistungsbilanzdefizite „ungeahnte, historische Ausmaße“ angenommen hätten. „Der Euro hat nicht zu einer tieferen Einigung, sondern zu einer Spaltung in Europa geführt.“
Harsche Kritik äußerte der Ökonom in diesem Zusammenhang an der derzeitigen Politik der Euro-Retter. „Ich werfe ihnen vor, dass sie aus dem Schaden in Europa nicht klug werden. Dass sie nicht bereit sind, Fehler einzugestehen und den Kurs zu ändern.“ So seien aus seiner Sicht die geplanten Zypern-Hilfen „in gewisser Hinsicht pervers“. Bei Zypern werde von einem Hilfsvolumen von 17 Milliarden Euro gesprochen. Das entspreche dem gesamten Bruttoinlandsprodukts des Landes. „Und das Geld wandert dann nicht an die Zyprioten, sondern sofort in das marode Bankensystem, an Banken, die womöglich Steuerflüchtlingen helfen.“ Er äußerte Zweifel, ob Zypern für die Euro-Zone wirklich systemrelevant sei. „Wie kann Zypern systemrelevant sein, wenn Herr Brüderle gerade erst leichthin das Ausscheiden Italiens aus der Euro-Zone vorgeschlagen hat?“
Mit Blick auf die neue Partei zeigte sich Lucke überzeugt, dass es gelingen werde, bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. „Wir waren uns da am Anfang auch unsicher. Aber nach den Reaktionen, die wir jetzt gekriegt haben, bin ich fest davon überzeugt“, sagte er. „Wir werden überschwemmt von Unterstützungsangeboten und Menschen, die bei uns mitarbeiten wollen.“ Bei der ersten Veranstaltung seien mehr als 1300 Menschen gekommen. „Innerhalb von vier Tagen haben wir 2000 Parteimitglieder gewonnen. Es ist fantastisch, was wir da erleben.“ Geplant sei daher, „demnächst“ auch Landesverbände zu gründen.
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