Zum ersten Mal wurden in Zypern im Rahmen des Euro-Bankrotts die Sparer zur Kasse gebeten. Die EZB war dagegen. Aus gutem Grund: Es droht der totale Bankrun in der Südschiene und Frankreich. Die nächsten Tage werden deshalb spannend. - Commerzbank Vorschlag für Italien: 15% Vermögensabgabe.
von Michael Mross
Was passiert morgen, Montag, in Spanien, Portugal, Italien, Slowenien und bei allen anderen Pleitekandidaten in der Eurozone? Dass die Bankkunden in Zypern bluten müssen für die Rettung des korrrupten Asien-Anrainers, dürfte Auswirkungen haben. Die Angst geht um in der Eurozone: Wer ist der nächste? Wann ist beispielsweise Spanien dran? Kann man den Politikern, kann man den Banken noch trauen?
Dass Bankkunden für die Euro-Rettung zahlen müssen, ist neu in Euro-Land. Sicher, Zypern mit seinen Schwarzgeldmilliarden ist ein Sonderfall. Aber kann man Versprechungen trauen, dass sich "Zypern" nicht in Zukunft wiederholt? Müssen in Zukunft bei Rettungsaktionen alle Sparer um ihre Einlagen fürchten? Heute 10%, morgen vielleicht 50%?
Erst letzten Freitag schlug der Chefvolkswirt der Commerzbank zur Lösung von Italiens Schuldenmisere eine Vermögensabgabe von 15% vor: „Insofern wäre es sinnvoll, in Italien eine einmalige Vermögensteuer zu erheben. Ein Steuersatz von 15 Prozent auf Finanzvermögen würde wohl ausreichen, die italienische Staatsschuld unter die kritische Marke von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken.“ - Wie auch immer die Eurokrise weitergeht, eines ist sicher: Geld auf der Bank ist nicht mehr sicher. Das Konto, eine Geldananlage wird zum unkalkulierbaren Risiko.
Panikreaktionen sind deshalb programmiert. Schon gibt es erste Empfehlungen, alle Gelder in der Südschiene inklusive Frankreich restlos abzuheben und außerhalb der EU zu transferieren. So beschreibt Martin Stephan in einem Online-Beitrag für den Börsenbrief "Sicheres Geld" die möglichen Folgen der Zypern-Rettung durch die Bankkunden des Landes : "Wie würden Sie als bislang eher argloser Kunde einer Bank in einem Land wie Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, Irland, Malta oder gar Frankreich auf die Entscheidung zur „Rettung" Zyperns reagieren? Etwa gar nicht? Es kostet Sie doch nur minimalen Zeitaufwand und eine Online-Tan oder ein Gang zur Bank und das eigene Konto ist leer, das Geld woanders! Vermutlich in der Schweiz oder in Deutschland, zumindest in einem ersten Schritt. Warum sollten Bankkunden von nun an noch das kleinste Risiko eingehen, dass auch sie bei der nächsten „Rettung" mit herangezogen werden?"
Stephan geht davon aus, dass ab Montag Hunderte Milliarden von maroden Südschienen-Banken abgezogen werden und rechnet mit dem größten Bankrun in der modernen Finanzgeschichte.
Der Dumme ist immer der Bankkunde. Jener, der in Zypern sein Geld in Gold oder Immobilien umrubelte, ist fein raus - selbst jener, der sein Geld unterm Kopfkissen aufbewahrte. Insofern wird "Zypern" Schule machen. Der Lackmustest für das Vertrauen ins gesamte Geldsystem. Dieses lebt beaknntlich vom Vertrauen - doch das zerbröselt vor unseren Augen.
Was werden die nächsten Schritte sein? Kommt es tatsächlich zu einem Bankrun in den Südstaaten, werden umgehend Sicherheitsmaßnahmen beschlossen: Bankenfeiertage, Abhebeverbote, Bargeldverbote, Überweisungsverbote, Kapitalverkehrskontrollen, Immobilienzwangsabgabe, Vermögenssteuer / -abgabe. Zypern war nur der Anfang. Das Schlimmste kommt noch. Das sind dann die letzten Zuckungen des Euros.
Doch nicht nur der Euro ist in Gefahr. Es ist die Demokratie, welche akut bedroht ist. Was viele Menschen nicht verstehen: Geld ist immer auch Bestandteil von Freiheit. Erst stirbt die Freiheit des Geldes, dann die Demokratie. Dank Euro kann es uns alle schon morgen treffen. Einige - insbesondere Prof. Hankel - haben es genau so vorhergesagt. Nun wird es leider bittere Realität.
Das ausführliche Interview zu den letzten Tagen des Euros mit Prof. Hankel HIER