Stark hatte im September 2011 seinen Rücktritt aus dem EZB-Direktorium angekündigt – aus Protest gegen eine Staatsfinanzierung durch die EZB. Seine Skepsis ist seither nicht kleiner geworden. Vor einem Jahr hatte der Chef der EZB, Mario Draghi, in London angekündigt, alles zu tun, um den Euro zu retten. Seither wird der Italiener von vielen für seine Kühnheit gefeiert. Stark dagegen zählt zu den Skeptikern.
„Die Londoner Rede hat die Märkte in der Tat beeindruckt“, sagte Stark. „Aber dass das eine nachhaltige Beruhigung ist, bezweifle ich“, so Stark. Denn die politischen Unsicherheiten in Europa bestünden weiter. Das gelte für die Politik auf nationaler Ebene in den Krisenländern wie für die Politik auf der europäischen institutionellen Ebene. Stark: „Eine nachhaltige Lösung der Krise ist nicht in Sicht.“ Draghi habe den Regierungen in Europa Zeit gekauft. „Doch diese Zeit blieb ungenutzt“, sagte Stark.
Der ehemalige Chefvolkswirt geht davon aus, dass die EZB ihr Versprechen wahrmachen muss und das Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen (OMT) starten werde. Er sei „fest davon überzeugt, dass die Märkte zu einem Zeitpunkt, den jetzt niemand voraussehen kann, testen werden, wie ernst die EZB es meint“.