Trittin hält „Veggie Day“ für unverzichtbar / „Drogenhandel im Stall unterbinden“ / „Anders sind Missstände in der Gesellschaft nicht zu beheben“ - Exklusive Infratest-Umfrage für "Welt am Sonntag": 36 Prozent der Deutschen halten Vegetariertag für richtig, 61 Prozent für falsch
Der Spitzenkandidat der Grünen, Jürgen Trittin, hat die umstrittene Forderung seiner Partei nach einem vegetarischen Tag in Kantinen verteidigt. Ohne die Grünen würde „niemand über die klimaschädliche, unsoziale, gesundheitsgefährdende und teure Fleischproduktion reden“, sagte Trittin der „Welt am Sonntag“. „Es schärft das Bewusstsein und erweitert die Speisekarte, wenn wir in öffentlichen Kantinen einen Tag haben, an dem man sich fleischlos ernähren kann.“
Politische Parteien hätten „geradezu die Pflicht, die Bürger auch auf diese Weise für solche Themen zu sensibilisieren“, betonte der Fraktionsvorsitzende. „Anders sind Missstände in der Gesellschaft nicht zu beheben.“ Der „Veggie Day“ sei ein Hinweis, dass es dringend notwendig sei, das Tierarzneigesetz zu ändern. „Nur so können wir den Drogenhandel im Stall unterbinden“, sagte Trittin wörtlich. Es gebe Tierärzte, die ihr Einkommen damit generierten, dass sie möglichst viele Antibiotika verschrieben. Ein „Veggie Day“ trage dazu bei, gegen solche Fehlentwicklungen zu mobilisieren. Auf einem Planeten mit sieben Milliarden Menschen „betrifft mein Essverhalten nicht nur mich selbst, sondern unter anderem auch das Klima“, fügte Trittin hinzu. „Wir wollen Nachdenklichkeit für diese Verantwortung auslösen.“ Zuvor hatte sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gegen einen „Veggie Day“ gewandt.
Eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der „Welt am Sonntag“ (6. und 7. August, 1000 Befragte) ergab, dass 36 Prozent der Deutschen den von den Grünen vorgeschlagenen Vegetariertag für richtig halten. 61 Prozent lehnen ihn ab, drei Prozent können sich nicht entscheiden oder machen keine Angabe. Auf überwältigende Zustimmung stößt ein „Veggie Day“ bei den Anhängern der Grünen. 70 Prozent halten eine solche Maßnahme für richtig, nur 29 Prozent für falsch. In den Lagern aller anderen Parteien trifft der Vorschlag dagegen überwiegend auf Ablehnung. Unter den Wählern der FDP sagen 78 Prozent nein zu einem fleischfreien Tag in öffentlichen Kantinen, bei den Unionsanhängern sind es 69 Prozent, im Lager der SPD 58 Prozent und bei der Linkspartei 50 Prozent. Die Zustimmungsquote liegt jeweils bei 22, 29, 38 und 47 Prozent. In Westdeutschland (35 Prozent ja, 62 Prozent nein) ist die Ablehnung größer als in Ostdeutschland (41 Prozent ja, 56 Prozent nein), bei Männern (24 Prozent ja, 74 Prozent nein) deutlich höher als bei Frauen (48 Prozent ja, 49 Prozent nein).