Chinesische Goldnachfrage war im ersten Halbjahr fast so hoch wie im gesamten Jahr 2012
von Commerzbank Commodity Research
Das „Krisenmetall“ Gold trotzt dem höheren Konjunkturoptimismus und kann auf 1.334 USD je Feinunze steigen. Durch ein steigendes Anlegerinteresse lässt sich das nicht erklären, aber wohl mit der gestiegenen physischen Nachfrage. Denn der Anstieg der Bestände des größten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, von 1,8 Tonnen am Freitag ist zwar der höchste seit dem 10. Juni.
Allerdings sind zuvor im August rund 18 Tonnen aus diesem Gold-ETF abgeflossen. Auch haben die Großanleger zuletzt ihre Wetten auf fallende Preise an der COMEX um 24% ausgeweitet. Die Netto-Long-Positionen bei Gold sind daher auf 34,7 Tsd. Kontrakte gefallen und liegen damit nur unweit der Tiefststände von 2006.
Die physische Goldnachfrage scheint aber aktuell in der Lage, das geringere Anlegerinteresse zu kompensieren. So hat der Goldverband Chinas bekanntgegeben, dass China allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 706,3 Tonnen Gold nachgefragt hat.
Zum Vergleich wurden im letzten Jahr in China ingesamt 832,2 Tonnen Gold nachgefragt. Wenn man die Goldproduktion Chinas von rund 193 Tonnen berücksichtigt, hat sich die chinesische Nachfrage fast ausschließlich aus den Netto-Goldimporten aus Honkong gespeist, die in den ersten sechs Monaten 518 Tonnen betrugen. Sehr plastisch ist auch der Vergleich dieses Importsogs mit den Abflüssen aus den Gold-ETFs, die im ersten Halbjahr bei rund 586 Tonnen lagen. Der Wechsel des Goldes von den „schwachen“ in die „starken Hände“ sowie vom Westen in den Osten lässt sich anhand dieser Zahlen eindrucksvoll beweisen.