Bini Smaghi: Bundesbank-Präsident Weidmann naiv und illoyal zur EZB. Im Übrigen sei die Politik der EZB keineswegs auf die Interessen der Südländer ausgerichtet.
Lorenzo Bini Smaghi, bis 2011 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), hat Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann und seinen Vorgänger Axel Weber ungewöhnlich scharf wegen ihres Widerstandes gegen die Euro-Politik der EZB kritisiert. Bini Smaghi wirft Weidmann und Weber in einem Gespräch mit der WirtschaftsWoche Naivität und mangelnde Loyalität zur EZB vor.
„Indem sie an die Öffentlichkeit gegangen sind, haben sie den Eindruck erweckt, die Gouverneure des Nordens dächten anders als die des Südens. Für mich zeigt das einen Mangel an Loyalität zur EZB“, sagte der aus Italien stammende Smaghi. „Beide waren naiv und von ihrer eigenen Institution gefangen.“
Die Chefs der nationalen Notenbanken seien im EZB-Gouverneursrat der EZB verpflichtet und nicht den Interessen ihrer Notenbank. „Die Gouverneure der nationalen Notenbanken nehmen an den Si! tzungen der EZB in einer persönlichen Rolle teil, sie vertreten nicht ihre Institution“, so Smaghi. „Die Deutsche Bundesbank hat keine Kompetenz in Geldpolitik. Das ist gegen die Verträge. Ich fand es ein wenig schockierend, dass der Präsident der Bundesbank so stark mit seiner Institution verbunden ist.“
Im Übrigen sei die Politik der EZB keineswegs auf die Interessen der Südländer ausgerichtet. „Die EZB hat seit dem Beginn der Krise sehr viel konservativer als die britische oder die US-Notenbank agiert.“