Kohl rechnete scharf mit Parteifreunden ab. Geheime Gesprächsprotokolle erstmals öffentlich. Über Wulff sagte er: "Das ist ein ganz großer Verräter. Gleichzeitig ist er auch eine Null." - Zusammenbruch der DDR wegen Schwäche der Sowjetunion.
Altkanzler Helmut Kohl (CDU) hat in Gesprächen mit seinem Ghostwriter Heribert Schwan zum Teil drastisch mit seinen Parteifreunden abgerechnet. Kohl klagte nach Informationen des SPIEGEL in deutlichen Worten über CDU-Politiker wie Angela Merkel, Norbert Blüm oder Christian Wulff.
Über Wulff sagte er: "Das ist ein ganz großer Verräter. Gleichzeitig ist er auch eine Null." Der WDR-Journalist Schwan zeichnete in den Jahren 2001 und 2002 insgesamt über 600 Stunden lang Gespräche mit dem Altkanzler auf. Sie dienten Schwan bei der Abfassung der Kohl-Memoiren, bevor sich Kohl im Jahr 2009 im Streit von Schwan trennte. Die Gespräche werden nun erstmals auszugsweise veröffentlicht.
In den Interviews äußerte sich Kohl auch zu der Revolution in der DDR. Nach Auffassung des Altkanzlers hat nicht in erster Linie die Bürgerrechtsbewegung zum Zusammenbruch des Regimes in Ostberlin beigetragen. "Es ist ganz falsch, so zu tun, als wäre da plötzlich der heilige Geist über die Plätze in Leipzig gekommen und hat die Welt verändert", sagte Kohl.
Vielmehr sei die Schwäche Moskaus ursächlich gewesen für den Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in der DDR. "Gorbatschow ging über die Bücher und musste erkennen, dass er am Arsch des Propheten war und das Regime nicht halten konnte", sagte Kohl.