Endlich ist es soweit: Nach "Süddeutscher Zeitung" senkt nun auch SPIEGEL online die Bezahlschranke über seine Inhalte. Erste Experimente sollen noch dieses Jahr stattfinden. Die Chefredaktion spricht von einer "Bezahlwelt" für smarte Inhalte.
Das Vertrauen in die Berichterstattung von deutschen Medien hat gerade einen neuen Tiefpunkt erreicht - und trotzdem verschrecken die Meinungsschleudern die letzten noch verbliebenen Leser mit einer "Bezahlschranke". "Smarte Inhalte" kosten bei SPIEGEL online demnächst Bares, verkünden die beiden SPIEGEL-Chefredakteure Klaus Brinkbäumer und Florian Harms in einem Interview mit der WELT.
Noch in diesem Jahr soll eine "Bezahlwelt" bei SPON eingeführt werden um auszutesten, wie man die Leser am besten zur Kasse bitten kann. Dass damit die ohnehin schon sinkenden Quoten noch schlechter werden, befürchten die Medien-Macher nicht.
Die Welt: Bedeutet das: Magazin first?
Brinkbäumer: Der "Spiegel" first. Das hat über Jahrzehnte bedeutet: das Heft zuerst. Das hat sich verändert, unser erstes Ziel ist heute: bezahlter Journalismus first. Das meint im Moment noch immer vor allem das Heft, aber das gilt eben auch für eine Bezahlwelt, die sich irgendwann auf "Spiegel Online" öffnen wird.
Die Welt: Wann wird das sein?
Harms: Wir wollen noch in diesem Jahr erste Konzepte ausprobieren. In der Online-Welt funktioniert es aber nicht, von heute auf morgen ein Rollo herunterzulassen und dem Leser zu befehlen: So, das musst du ab jetzt bezahlen. Man muss Bezahlangebote smarter konzipieren: Mit welchen Produkten können wir die spezifischen Bedürfnisse von unterschiedlichen Zielgruppen passgenau bedienen, einen echten Mehrwert bieten? Für die Nutzer muss es so einfach wie möglich sein.
Brinkbäumer: Wir verkaufen den "Spiegel" ja bereits digital sehr erfolgreich, und wir perfektionieren ihn gerade. Was im Netz außerdem Geld kosten darf, das werden wir herausfinden.