Um dem Wahnsinn in Deutschland zu entfliehen bin ich für ein paar Tage an die Gestaden des Indischen Ozeans gereist um hier meine Sportart „Kampf mit den Riesenwellen“ zu verfeinern: Den Delfinsprung.
Von Michael Mross
Nur der Unerschrockene stählt sich an den Elementen der Natur. Das gilt auch für das Spiel an den Gestaden der Weltmeere. Bereits vor zwei Jahren hatte ich an dieser Stelle ein Bild veröffentlicht, wie sich ein Mann der Gefahr des Ozeans stellt:
Ich befinde mich wieder an der Südspitze Sri Lankas. Vor mir die Weiten des Indischen Ozeans. Von hier aus bis zur Antarktis sind es ca. 8000 km. Dazwischen ist nichts (Außer Diego Garcia…).
In den Weiten des Meeres schaukeln sich zuweilen Riesenwellen auf - eine Gefahr für den ungeübten Schwimmer. Jedes Jahr fordern Leichtsinn und Selbstüberschätzung ihren Tribut. Mancher kommt nicht lebend aus den Fluten heraus.
Wenn man nämlich bei so einem Super-Brecher in die falschen Zone gerät, hat man schon verloren. Wenn eine meterhohe Welle bricht, dann ist das kein Vergnügen, wenn man darunter begraben wird. Tonnenschwere Wassermassen dreschen auf den Körper ein, verquirlte Strömungen reißen in alle Richtungen, rauf und runter. Da schwinden schnell die Kräfte, Panik kommt auf - und schon naht das nächste Wellenmonster.
Eine gewisse Erfahrung und vor allem Respekt im Umgang mit Naturgewalten ist also angebracht.
Auf so einer Riesenwelle zu surfen, ist für den Geübten sicher ein großes Vergnügen. Ich aber habe eine andere, neue Sportart entwickelt:
Ich springe im entscheidenden Moment unten in Brecher rein und nutze dann die enormen Auftriebskräfte hinter der Welle, um den ganzen Körper aus dem Wasser schießen zu lassen. Keine leichte Aufgabe: Timing ist alles - und natürlich Erfahrung. Wenn’s schief läuft hat man schlechte Karten. Und natürlich ist ein "langer Atem" erforderlich, denn teilweise bleibt man zwangsläufig etwas länger unter Wasser, besonders dann, wenn das Vorhaben daneben geht und man die Welle falsch erwischt.
Mittlerweile habe ich den Sprung aus der Welle perfketioniert. Manchmal gelingt es mir, innerhalb der Welle beim Drift nach oben den Körper noch um 180 Grad zu drehen, so dass ich dann auf den Strand schauen kann (siehe Foto unten). Ein schönes Spektakel für alle Beteiligten und natürlich auch für mich.
Und eine Sportart, bei der die gesamte Organhülle gefordert ist. Denn ein solcher Sprung aus der Welle erfordert neben Timing auch große Kraftanstrengung. Hier kommt also alles zusammen: Stählung des Körpers und Freude an der Bewegung. Besser kann es gar nicht sein.
Übrigens: Auch Delfine nutz zuweilen die Wellenkraft, um aus dem Wasser zu schießen. Deshalb nenne ich die neue Sportart auch "Delfinsprung".
Sehen Sie hier zwei Videos, wie ich der Welle entspringe. Es ist nicht der höchste Sprung. Unter günstigsten Bedingungen schaffe ich es bis zu den Knien aus dem Wasser zu schießen. Und das sieht dann wirklich beeindruckend aus.
Delfinsprung 1
Delfinsprung 2
Foto: 180 Grad-Drehung in der Welle mit Blick zum Strand