Ist was faul an den Märkten? Telebörsen-Ikone Raimund Brichta meint ja und erhöht die Liquidität im Wahre-Werte-Depot. Das Gesamtbild im Finanzsystem trübt sich offenbar ein.
Von Raimund Brichta
Das gegenwärtige Marktverhalten gefällt uns ganz und gar nicht. In ihrer traditionell besten Zeit des Jahres geben die Börsen Schwächezeichen, die aufhorchen lassen - vor allem in den USA. An der Wall Street zum Beispiel wurde der gesamte Kursgewinn vom Mittwoch bereits am Tag darauf wieder zunichte gemacht, um am Freitag in einen weiteren Abverkauf zu münden.
Dies war nur das letzte aus einer Reihe von Signalen, die nahelegen, dass Großinvestoren in letzter Zeit verstärkt verkaufen. Warum aber tun sie das ausgerechnet in einer Jahreszeit, in der viele von ihnen besonders an steigenden Kursen interessiert sind, um zum Jahreswechsel eine gute Performance vorweisen zu können? Verkauft man da etwa unfreiwillig, um Löcher an anderer Stelle zu stopfen?
Bekannt ist, dass die Lage am Markt für Anleihen weniger kreditwürdiger Schuldner angespannt ist. Zum Beispiel bei Ölfirmen, denen der niedrige Ölpreis zu schaffen macht. Kündigen sich also größere Probleme an den Kreditmärkten an? Oder sogar eine neue Finanzkrise? Und das ausgerechnet zu einer Zeit, zu der die US-Notenbank die Finanzkrise offiziell für beendet erklärt hat?
Um das zu beurteilen ist es zwar noch zu früh, aber wir erwarten, dass auch die nächste Krise am Kreditmarkt ihren Anfang nehmen wird. Und: Das Zeitfenster dafür beginnt sich langsam wieder zu öffnen, nachdem der letzte Krisenbeginn schon rund 8 Jahre zurückliegt. Es kann zwar noch zwei bis drei Jahre dauern bis zur nächsten Krise, das muss es aber auch nicht.
Warnzeichen wie die gegenwärtigen nehmen wir jedenfalls ernst und beginnen, Risiko aus dem Depot zu nehmen. Deshalb haben wir zum heutigen Schlusskurs unsere Position im DAX-ETF vollständig glattgestellt.
Das DAX-Engagement betrachten wir ohnehin als flexibles Investment, mit dem wir auf Marktschwankungen reagieren. So hatten wir diese Position am Tag des Paniktiefs im August beim DAX-Stand von etwa 9.600 Punkten verdoppelt, um von der erwarteten Kurserholung im Herbst zu profitieren. Die Erholung kam zwar tatsächlich, aber sie fiel nach unserer Einschätzung relativ mager aus. Deshalb machen wir nun, rund 1.000 Punkte höher, den Gewinn zu Kasse. Mehr noch: Wir versilbern auch den Gewinn, der auf der anderen Hälfte der DAX-Position liegt, die wir schon seit Oktober 2014 im Depot hatten.
Sollten die Warnzeichen verschwinden, werden wir nicht zögern, die Position wieder hochzufahren. Genauso selbstverständlich aber werden wir Gewinne bei anderen Depotwerten mitnehmen, sofern sich das Gesamtbild in den nächsten Wochen weiter eintrüben sollte. Denn wir meinen, dass man auch wahre Werte nur in jenen Zeiten halten sollte, in denen sie Rendite bringen oder zumindest Stabilität an den Tag legen.
Kehraus auch bei Aktien
Übers Wochenende haben wir einen Depot-Kehraus eingelegt, dem zwei weitere Werte zum Opfer fielen: Energy Assets und Fidelity Global Property Fund. Beide wurden am Montag zu Eröffnungskursen aus dem Depot werfen.
Der Grund ist einfach: Beide haben wesentliche Aufwärtstrends verlassen. Für uns gilt der Leitsatz "the trend is your friend until its end", den wir gnadenlos auch auf unsere wahren Werte anwenden. Denn zu was ist wohl ein wahrer Wert nütze, der sich nicht im Aufwärtstrend befindet? Richtig: zu nichts.
Wir begehen damit ausdrücklich nicht den Fehler, den unzählige andere begehen, die sich in ihre Depotwerte verlieben und ihnen deshalb allzu oft auch in schlechten Zeiten die Treue halten. Wir meinen dagegen: Treue ist für die Ehe da, nicht fürs Depot.
Das heißt nicht, dass wir uns mit den Ausgestoßenen später nicht wieder anfreunden könnten. Aber bitte erst dann, wenn wieder klare Aufwärtstrend ersichtlich sind. In der Zwischenzeit halten wir anderen die Treue.
Hier gehts zum Wahre Werte Depot
Das Wahre-Werte-Depot basiert auf Schwarmintelligenz. Jeder kann mitmachen und fundierte Vorschläge einreichen.