Im Fernen Osten braut sich etwas zusammen mit dem Potential, die nach wie vor schwelende und immer noch in ihren Ursachen völlig ungelöste Finanzkrise wieder hell auflodern zu lassen. Konsequenz: auch die Eurokrise wird sich wieder melden.
Von Dagmar Metzger und Steffen Schäfer
Im Fernen Osten braut sich etwas zusammen, das durchaus Potential dazu hat, die nach wie vor schwelende und immer noch in ihren Ursachen völlig ungelöste Finanzkrise wieder hell auflodern zu lassen. Was natürlich zur Konsequenz hätte, dass die angeblich gelöste Eurokrise ebenso wieder aufkommt.
Das Reich der Mitte gerät in immer größere Schwierigkeiten. Die Entwicklung ist dabei dieselbe, die sich einige Jahre zuvor im Westen ereignet hat. Wie in Spanien, Irland oder auch den USA wurde das Wachstum Chinas in den letzten Jahren vor allem durch Schulden am Leben gehalten. Inzwischen liegt die Gesamtschuldenquote des Landes weit über 250% des Bruttoinlandsprodukts – was zugegebenermaßen im Vergleich mit den Schuldenkönigen dies und jenseits des Atlantiks immer noch relativ bescheiden ist. Wie in Spanien oder den USA auch haben sich die Bürger primär für den Kauf von Immobilien verschuldet. Das billige Geld führte zu massiver Fehlakkumulation und so stehen heute in China mehrere zehn Millionen Wohnungen leer.
Da auch die chinesische Regierung so wie alle anderen Regierungen auf der Welt, ein Ende des Booms verhindern will, hat sie mit aller Gewalt interveniert. Die Zinsen wurden gesenkt, ebenso die Mindestreservesätze für die Banken. Als netter Nebeneffekt explodierte der Aktienmarkt: Liquidität bereitstellen ist das eine, deren unkontrollierte Aus- und Nebenwirkungen das andere. Innerhalb von einem dreiviertel Jahr schossen die Kurse um 160 Prozent nach oben, nur um dann im Sommer vergangenen Jahres wieder zu kollabieren. Mit massiven Stützungskäufen versuchte Peking die Kurse oben zu halten. Nun gingen die Börsen erneut in die Knie. Anstatt Wohlstand zu schaffen, sorgten die staatlichen Interventionen für stattliche Verluste beim Volk.
Auch die Zinserhöhung in den USA passt dazu ins Bild. Nun wird China den Renminbi Yuan weiter abschwächen. Die Wirtschaft in den USA wird so doppelt in die Zange genommen: Höhere Refinanzierungen für die Kredite der Unternehmer und zeitgleich wird die Konkurrenz aus Fernost wieder billiger. Von den US-Bürgern, die sich einmal mehr für den Konsum (dieses Mal: Autos!) verschuldeten, ganz zu schweigen. So ist es kein Wunder, dass der Einkaufmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) im Dezember in den Rezessionsmodus drehte, obwohl Fed-Chefin Janet Yellen bei ihrer „Zinswende“ kurz vor Weihnachten die robuste US-Wirtschaft anpries.
Da die Chinesen darüber hinaus ihre Wirtschaft umzubauen gewillt sind, und statt Werkbank der Welt zu sein, künftig verstärkt für den Heimatmarkt produzieren und konsumieren wollen, dürfte auch für die deutsche Industrie das Fahrwasser schwieriger werden. Man darf gespannt sein, was die Folgen für die Gemeinschaftswährung sein werden, wenn das einzige wirtschaftlich stabile Land der Eurozone plötzlich ins Schlingern gerät. Draghis Druckerpresse alleine hält den Euro nämlich nicht zusammen – viel mehr ist es die dahinterstehenden Bonität Deutschlands. Ist die nicht mehr gegeben bzw. sollte es ernste Zweifel an ihr geben, wird es mit der fragilen Gemeinschaftswährung recht schnell zu Ende gehen.
Dann aber wird plötzlich offenkundig, dass mit all den gegebene Garantien, den ausgereichten Kredite und nicht zu vergessen mit den seit geraumer Zeit wieder wachsenden Target2-Salden reales Vermögen ausgegeben wurde und es dafür nichts als Luftbuchungen gab, für die irgendwer irgendwann gerade stehen muss – dies wiederum kann naturgemäß nur der deutsche Steuerzahler sein.
Das tragische – und damit sind wir wieder bei den Flüchtlingen – ist, dass sobald die Bürger merken, dass sie es sind, die die Rechnung zahlen müssen, die Chancen dank Köln (und den zahlreichen noch folgenden Konflikten) recht „gut“ stehen, dass sich ihre Wut nicht gegen jene richtet, die sowohl für Euro- und Finanz- als auch Flüchtlingskrise letztlich verantwortlich sind, sondern auf die Symptome. Mit andern Worten auf jene, die man mittels falscher Versprechen und unter dem systematischen Bruch von Recht und Gesetz ins Land gelockt hat - anstatt auf die Politiker der Bundestagesparteien sowie das Papiergeldsystem samt Zentralbanken, welche diese Politik erst möglich machen.