Aktienmärkte crashen, der Dollar stürzt ab, Finanzmärkte in Panik. Helfen Drohungen und Zölle tatsächlich der US Wirtschaft? Die Finanzmärkte gehen jetzt von einer Rezession aus - Nicht nur in den USA, sondern weltweit.
Von Meinrad Müller
Seit dem 2. April ist es amtlich: Donald Trump hat eine landesweite Zollregel eingeführt. Wenn ein US-Importeur Waren aus dem Ausland bestellt, muss er beim Entladen im Hafen eine Zusatzsteuer an den US-Staat zahlen. Diese Steuer heißt Zoll. Alle Waren sind betroffen. Ob Autos, Maschinen oder Lederhosen, alles wird teurer, sobald es in einem US-Hafen ankommt.
Nicht der Hersteller in Deutschland zahlt diesen Zoll. Auch nicht der Exporteur. Es ist der amerikanische Importeur, der zur Kasse gebeten wird. Kauft ein US-Unternehmen eine Ware aus Deutschland für 100 Dollar, kostet sie mit dem neuen Zoll 120 Dollar. Die 20 Dollar gehen direkt an den US-Fiskus.
Für Trump ist das kein Angriff, sondern ein Schritt zur Fairness. Jahrzehntelang haben Länder wie China oder Vietnam hohe Zölle auf US-Produkte verlangt. China erhebt teilweise 67 %, Vietnam sogar bis zu 90 %. Die US-Regierung unter Biden hat nichts dagegen unternommen. Sie hat nicht reagiert. Zum Schaden für amerikanische Firmen, die ihre Produkte kaum noch ins Ausland verkaufen konnten. Und zum Schaden der amerikanischen Arbeiter.
Jetzt ändert sich das. Trump will mit dieser Maßnahme die eigene Wirtschaft stärken. Wer Kleidung in Asien herstellt und dann in die USA exportiert, muss nun Zoll zahlen. Wenn dieselbe Firma ihre Produktion stattdessen direkt in die USA verlagert, entfällt der Zoll. Die Ware wird im Land hergestellt, also zollfrei. Auf diese Weise sollen Arbeitsplätze in den USA entstehen. Deutsche Autohersteller, die in USA produzieren, sind folglich nicht betroffen.
In Deutschland löst das Unruhe aus. Unsere Wirtschaft lebt vom Export. Wenn US-Kunden nun 20 % mehr zahlen müssen, überlegen viele, ob sie weiterhin deutsche Waren kaufen. Die Waren sind nicht verboten, aber sie sind teurer und das kann den Ausschlag geben.
Wer seine Waren in die USA verkaufen will und auf Dollar-Einnahmen hofft, wird ausgebremst. Der US-Konsument kann zwar weiterhin ausländische Produkte kaufen, aber wenn ihm der Aufschlag (Zoll) zu hoch ist, verliert möglicherweise sein Interesse.
Trump sagt klipp und klar: Wir lassen uns nicht länger ausnutzen. Es soll wieder fair zugehen im Welthandel. Deutschland schaut zu – und hat keinen Plan B. Teure Waren mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ gibt es in vergleichbarer Qualität heute auch anderswo.
Ob die Zölle gut für die USA sind? Diese Frage beantworten unterdessen die Finanzmärkte. Der Dollar crasht, Aktien stürzen ab. Seit Trump Amtsantritt haben die Börsen und 6 Billionen an Marktkapitalisierung verloren. Andere Berechnungen gehen vor noch viel größeren Verlusten aus.
Noch nie habe eine Präsidenten-Rede so viel Geld vernichtet wie Trumps Zoll-Hammer-Ankündigung am Mittwoch, schreibt der Wirtschaftsprofessor und Ex-US-Finanzminister Larry Summers. Grund: Die Reaktion an der Börse unmittelbar, nachdem Trump am Abend gesprochen hatte.
„Die besten Schätzungen für den Verlust durch die Zollpolitik liegen nun bei knapp 30 Billionen Dollar oder 300.000 Dollar pro vierköpfiger Familie“, schreibt er.
Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass Trump nicht nur die USA, sondern die ganze Welt in eine Rezession treibt. Insbesondere in den USA dürfte die Inflation ansteigen. Einziger Profiteur bisher: die Edelmetalle. Gold kletterte in den letzten Tagen auf neue Rekordstände.
Zum Thema auch unser Live Call am kommenden Samstag um 14:30 Uhr:
Trump-Crash: Wie tief geht's?
Zum Live-Call Sa. 14:15 diesen Zoom-Link klicken:
https://us06web.zoom.us/j/83499102188