Die Lage an den Finanzmärkten spitzt sich dramatisch zu. Sollte Trump am heutigen Sonntag nichts Beruhigendes aussprechen, dann dürfte der Montag ein Crash-Tag sein. Börsianer sehen Parallelen zum Crash 1987.
Von Axel Retz
Nach gängiger Lesart sind es vor allem die von den USA verhängten Zölle und die nachfolgenden Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder, die die Bombenstimmung an den Börsen verhagelt haben. Aber so ganz im Unrecht, wie es dargestellt wird, ist der US-Präsident keinesfalls. Einem 20 % Zoll etwa für ein aus Deutschland in die USA eingeführtes Auto stehen hierzulande beim Import eines Pkw aus den USA ein Zoll von 10 % und eine Einfuhrumsatzsteuer von 19%, also insgesamt 29 Prozent gegenüber.
Der deutliche Kursrücksetzer wirft natürlich die Frage auf, wohin die Reise hier noch gehen kann. Das aber hängt weniger von den Fakten als von der psychischen Verfassung der Marktteilnehmer ab. Denn bei den Fakten ist klar, wie das Ganze letztlich enden wird: Alle Seiten machen auf dicke Hose und lassen die Muskeln spielen und am Ende kommt es zu einer Einigung, die vom jetzigen Statis quo wahrscheinlich gar nicht weit entfernt liegen dürfte. Aber:
Der gestrige Freitag erinnerte mich stark an den 16. Oktober 1987. Auch ein Freitag, an dem es an der Wall Street deutlich abwärts ging. Das wirkliche Blutbad aber ereignete sich dann am nachfolgenden Montag, also dem 19. Oktober.
Vergleicht man die aktuellen Kurven von DAX und Dow Jones, dann zeigt sich, dass die DJIA mit dem Freitags-Schlusskurs eine mögliche „letzte“ Unterstützung gefunden hat, der DAX hingegen gerade erst am Beginn einer größeren Abwärtsbewegung stehen dürfte.
Weder der von den Börsen euphorisch gefeierten Wahl Donald Trumps zum Präsidenten noch der billionenschweren Schuldenorgie des Friedrich Merz und einer abgewählten Bundesregierung war eine lange Halbwertszeit vergönnt. Und Hand aufs Herz: Nahezu rund um den Globus waren die Aktienindizes längst massiv überkauft, vor allem die Technologiewerte. Da muss(te) eine Korrektur her. Auch wenn viele Anleger es nicht wahr haben wollen. Das ist das Normalste von der Welt und keine Katastrophe!
Kleinanleger, die mit überschaubaren Summen vielleicht für ihr Alter vorsorgen wollen, sollten sich einmal Gedanken darüber machen, was die neu beschlossene Mega-Verschuldung der Bundesregierung für sie heißt: Nein, das ist nicht lustig, ganz im Gegenteil. Und neben diesen happigen Kosten dürften sich die Bürger auch noch auf eine wieder anziehende Inflation einrichten.